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Tagbuch während dem Aufenthalt der deutschen Armee in der Nähe
von Saarbrücken.
den 29ten September.
In der verflossenen Nacht haben wir die Schlaflosigkeit redlich
mit unsern republikanischen Güsten getheilt, nur war der Unterschied
in der wirkenden Ursache. Bei ihnen verscheuchte die Furcht, bei
uns die durch die Hoffnung unsrer nahen Erlösung und der Rettung
des Ueberrests unseres Vermögens erregte Freude den Schlaf.
Es war rührend anzusehen, wie unsre Gehülfinnen sich be¬
mühten um etwas aufzutreiben, womit sie die Erwarteten bei ihrer
Ankunft speisen und, weil sie solche nach den Franzosen beurtheilten,
sich freundliche Gesichter bei ihnen erwerben wollten, ein Unter¬
nehmen, welches bei dem Mangel an allen Lebensmitteln gewiß
viele Schwierigkeiten fand. Auch wir waren nicht müßig: wo
noch hier und da ein Füßchen verborgen oder eine Flasche Wein
vergraben war, wurden solche ans Tageslicht gefördert und zum
Ehrentrunk beim Abschied von unsern alten Bekannten, es versteht
sich von den Rechtschaffnen unter denselben, und beim Willkommen
unsrer neuen Gäste bestimmt.
Andere Leute hatten andere Geschäfte. Die wenigen hiesigen
erklärten Anhänger der Jakobiner, die seit einigen Tagen mit ge¬
senktem Haupte und verlängten Gesichtern herumgewandelt waren,
merkten, daß ihres Bleibens hier nicht mehr sei, packten ihre Bündel
und wanderteir nach Frankreich zu.
Frühe Morgens sammelte sich ein Corps Franzosen, unter
Anführung des den Abend vorher angekommenen Generals Vincent,
eines Weinbauers aus dem Metzer Gebiet, und zog lärmend
aus um die Deutschen zu recognosciren.
Die Redonte ans dem Mühlenberge wurde besetzt, Truppen
rückten gegen Monplaisir und die Kohlwage aus.
Kaum war General Vincent eine viertel Stunde vorgerückt,
als sich deutsche Husaren und Dragoner sehen ließen imb das kleine
Gewehrfeuer seinen Anfang nahm. Dies dauerte aber nicht lange.
Die Deutschen, welche ebenfalls nur recognoscirt hatten, zogen sich