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Daß sie sich von diesen Neuangekommenen nichts gutes zu
versehen haben, beweist ein am 21 ten dieses vorgefallenes Gefecht.
Einige 1000 Mann Infanterie und das Regiment Carabiniers,
welches seit dem Gefecht bei Arlon in den französischen Blättern
le tonnant régiment des Carabiniers benamset wird, rückten von
Duttweiler gegen Neunkirchen vor um jene vielleicht nur aus der
Ferne zu besichtigen. Die Deutschen wollten sie aber in der
Nähe besehen, rückten auf sie an, schlugen sie bei dem Bildstöckel
in die Flucht, und sie liefen so eilfertig nach ihrem Standort
zurück, daß sie einen meiner Freunde, der von ohngefähr des
Weges kam und der beim ersten Kanonendonner in vollem
Lauf Reißaus nahm, seiner berühmten Leichtfüßigkeit ohn-
geachtet und bei einem halbstündigen Vorsprung nicht nur ein¬
holten, sondern auch eine halbe Stunde vor ihm in Dutt¬
weiler ankamen. Ohngefähr dreißig der donnernden Carabiniers,
welche den braven Sachsen in die Säbel gefallen waren, sind in
trauriger Gestalt schwer verwundet bei uns eingetroffen. Ein An¬
blick, der für einige Bataillons neuerrichteter Volontairs, welche
eben bei uns eingerückt waren, sehr herzbrechend war.
Urtheilen Sie, mein Bester, von der Furcht der Franzosen,
da solche selbst Archiers Finger gelähmt hat. Seit der Bataille
bei Pirmasens sind wir im Besitz unsers Eigenthums ungestört
geblieben. Vielleicht haben auch die Vorstellungen unsrer franzö¬
sischen Nachbarn dazu beigetragen. Die Städte Saargemünd,
Forbach, St. Avold und Saarlouis sollen die Repräsentanten und
den Commissaire-General ersucht haben mit ihren Räubereien und
Verheerungen bei uns einzuhalten, weil sie dadurch der Republik
Schaden brächten, indem die Deutschen bei dem bevorstehenden Ein¬
fall in Lothringen an ihnen das Vergeltungsrecht ausüben würden.
Soviel ist zuverlässig, daß Deputirte aus diesen Städten hier ge¬
wesen sind und daß solche auch bei ihren Freunden in der Stadt
sich bemühet haben Zeugnisse ihrer guten Nachbarschaft im vor¬
aus zu erbitten. Ein Beweis, daß das Eindringen in Lothringen
und auch das allgemein geglaubt wird, daß die Deutschen bei
solchem reüssiren werden. Und dies ist auch meine unmaßgebliche
Meinung. Denn obgleich durch die bisherige Verzögerung der