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Sechs und zwanzigster Brief.
S. den 18. Scpt. 1793.
Derjenige, welcher allen Glauben an die bonne foi der Fran¬
zosen verloren Hai und von ihnen nichts gutes erwartet, hat
wenigstens den Vortheil, daß er sich die Ueberraschung erspart.
Von den Preußen glauben unsre Republikaner nichts mehr
zu befürchten zu haben. Im Vertrauen gesagt, unsre Hoffnung
fängt auch an zu schwinden, da wir uns so wenig als die Fran¬
zosen das Stillestehen derselben in dieser zu Kriegsoperationen so
vortheilhaften Jahreszeit erklären können, und also scheinet alles
dasjenige, was sie neuerdings von Vertheidigungsanstalten machten,
nur den Endzweck gehabt zu haben, um uns mit desto mehrerer
Sicherheit und Bequemlichkeit plündern zu können. Und hierin
haben sie bereits starke, für uns traurige Fortschritte gemacht.
Die Ankunft dreier Repräsentanten des Volks und des Com-
missäre-General Archier, wahrscheinlich eines Schülers des bekannten
Foulon räuberischen Andenkens, gab dazu die Losung. Jene
machten bei ihrer Ankunft ein Deeret des Nationalconvents bekannt,
wonach alle, Militärstellen bekleidenden Ci-devautnobles entlassen
und genöthigt sein sollten ihren Aufenthalt im Innern von Frank¬
reich, zwanzig Lieues von den Grenzen und eben so weit von allen
republikanischen Armeen entfernt, zu wählen. Dieses wurde so¬
gleich in Execution gesetzt, und dies Schicksal traf unter einer
Menge rechtschaffner Offiziere verschiedene Generale, unter andern
den General von Schauenburg, und nebst sieben General-Adju¬
tanten, deren menschenfreundliche Gesinnungen wir und andere
Deutsche zu erproben Gelegenheit hatten und deren Schicksal wir
auftichtig bedauern, auch den anerkannt geschicktesten Artillerie¬
offizier unter allen Truppen der Republik. Man mißkennt die
Absicht des Wohlfahrtsausschusses nicht, nämlich alle Nachtheile,
welche die republikanischen Waffen bisher betroffen habe, der Ver-
rätherei beizumessen. Denn kein Vorposten wird von den Deutschen
weggenommen oder niedergemacht, ohne daß die französischen Tag¬
blätter solches der Verrätherei Schuld geben. Und wer könnten