Full text: Mosel- und Saarführer

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zuheben der Rittersaal mit Fresken von Professor Ewald; 
an den Seiten des Kamins zwei Statuen, das Rittertum ver¬ 
herrlichend ; vom Altan wundervolle Aussicht; ferner die 
Waffenhalle, der Speisesaal und die Burgkapelle. 
Nicht minder entzücken die kleineren Räume und die Gänge 
mit den bequemen Ruhesitzen und der unvergleichlichen 
Aussicht auf den tief unten glänzenden Fluss. 
Geschichtliches der Stadt und der Burg Cochem. 
Münzenfunde aus der Römerzeit (4. Jahrh.), römische Waffen und 
und ein römischer Begräbnisplatz gehen Zeugnis von einer bedeu¬ 
tenden römischen Niederlassung. Die Stadt und Burg gehörte dann 
bis ins 11. Jahrh. den Pfalzgrafen am Rhein. Eine Tochter des 
Hauses, die schon erwähnte Königin Richenza von Polen, schenkte 
Cochem ihrem Vetter, dem Pfalzgrafen Heinrich, der in einem 
Wahnsinnsanfalle seine Gemahlin Mathilde auf der Burg erschlug, 
indem er ihr das Haupt mit einer Streitaxt spaltete. Man brachte 
ihn nach Trier oder Echternach ins Kloster, wo er im Wahnsinn 
starb. Die Burg ging in den Besitz der Grafen von Salm und 
Luxemburg über. Einer derselben, der Graf Hermann, war einer 
der Gegenkönige, die Heinrichs IV. Widersacher dem deutschen 
Könige aufgestellt hatten. Als er im Jahre 1088 eines Abends die 
Wachsamkeit seiner Burgleute prüfen wollte und wie ein einstür¬ 
mender Feind mit Gefolge in das Thor eindrang, wurde er durch 
einen Steinwurf getötet. Der Sohn Hermanns von Salm, Hermann 
von S t a h 1 e c k , geriet wegen des Besitzes der Burg in grimmige 
Fehde mit dem Grafen Otto von Rheineck, den er gefangen nahm 
und dann im Burgverliess erdrosseln liess. Kaiser Konrad III. 
rächte diese That, indem er die Burg zerstörte und den Grafen 
Hermann zur Strafe des Hundetragens verurteilte. Burg und Stadt 
Cochem wurden nun Reiehslehen und Friedrich Barbarossa übertrug 
sie seinem Stiefbruder, dem Herzog Konrad von Schwaben; nach 
dessen Tode gelangte das Lehen in den Besitz des Trierischen Erz¬ 
bischofs, der es unter dem Titel eines Burggrafen, später eines Amt¬ 
mannes, verwaltete. 1282 wurde Cochem von Kaiser Rudolf von 
Habsburg wegen Raubritterunwesens belagert und genommen. 
Im 30jährigen Kriege hatten Stadt und Burg wenig zu leiden, 
desto mehr in dem Raubzuge der Franzosen. 1673 beschoss der 
französische General de la Trousse Stadt und Burg mehrere Stunden 
von der Lescher Linde aus. 1688 wurde das schlecht bewachte 
Schloss von dem französischen Königslieutenant de Saxis besetzt 
und ein Jahr darauf auf dessen Befehl unterminiert. Die Franzosen 
schafften dann sämtliches Gerät von der Burg nach ihrer Festung 
Montroyal bei Trarbach, und dann liess de Saxis am 16. Mai 1689 die 
Winneburg (s. w. u.) und am 19. die Burg Cochem in die Luft sprengen, 
»woherowegen ein so grausambe Feuersbrunst erwecket, dass leider 
Gottes nich ohne Wehethun und Zähren der Ruin dieses Hauses 
ahnzusehen gewesen. Dieses Fewr hat bis in den dritten Tag conti- 
nuiret und ohne Unterlass auffgefressen was zu erreichen gewesen.« 
Gleich darauf nahmen etwa 1200 Mann der Kaiserlichen wieder 
von der Stadt Besitz. Darauf liess der französische Marschall de 
Boufleurs Cochem mit Ueberraacht von drei Seiten stürmen. In den 
Strassen und engen Gassen der Stadt kam es zu einem erbitterten 
Handgemenge; die Deutschen wurden überwältigt, und die Franzosen 
verübten an den wehrlosen Bewohnern erschreckliche Grausam¬ 
keiten. »Sie haben weder Bürger, Weiber und Kinder verschont, auch 
endlich die Stadt ausgeplündert und völlig in die Aschen gelegt, 
teils kleine Kinder in das Feuer geworfen und so barbarisch ge. 
hauset, dass von den Türcken dergleichen nit viel gehöret worden.«
	        
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