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einer beträchtlichen Anhöhe mit umfassender Aussicht, die der vou
der Festung Ehrenbreiteusteiu nur wenig nachsteht. Von hier
entweder über die Eisenbahnbrücke zurück, oder von
Pfaffendorf auf einem Boot zu den Rheinanlagen am 1.
Ufer. (S. w. u.)
Die meisten Fremden ziehen die Aussicht von der Fest¬
ung Ehrenbreitenstein der vom Asterstein vor. Der Weg dort¬
hin von Coblenz führt über die Eisenbahnbrücke oder noch
näher über die Schiffbrücke (2 Pfg. Brückengeld). Man
durchwandert zuerst die Stadt Thal-Ehrenbreitenstein
(5300 E., Gasth. Zum Kurfürsten, Z. F. 2’/a M.; Schöne Aus¬
sicht bei der Schiffbrücke). Von der Schiffbrücke führt die
Kirchstrasse geradeaus, dann bergan zur Schützenburg,
einem burgähnlichen Bau mit Wein Wirtschaft, herrliche Aus¬
sicht. — In der Hofstrasse das Hotel Zum Kurfürsten, einst
Wohnung des Geheimrats v. La Roche, bei dem Goethe hier
1772 als Gast weilte. Das ehemalige, 1747 erbaute kur¬
fürstliche Schloss Dt jetzt zum Teil Proviant-Magazin. Vor
dem Thorbau der Eisenbahn führt der Weg r. ab und in
15 Min. zur Festung hinan. In dem letzten Thorweg erhält
man die Einlasskarten (50 Pfg.) und wird von einem Solda¬
ten zu dem Aussichtspunkt begleitet.
Die Festung Ehrenbreitenstein liegt 118 m über dem Rhciu, 176 m
über dem Meere. Die Höhe war schon seit alter Zeit befestigt, be¬
sonders stark seit 1650. Dreimal ist sie überwältigt worden: 1631
durch den Verrat des Kurfürsten Philipp Christoph v. Sötern, der
sie den Franzosen auslieferte; 1637 gewann sie der kaiserliche Gene¬
ral Johann v. Werth wieder, indem er sie durch Hunger bezwang,
und 1799 belagerten sic die Franzosen, die sie nach zehnmonatiger Ver¬
teidigung des trierischen Obersten Fabereinnahmen, nachdem alle Vor¬
räte in der Festung aufgezehrt waren. Im Lüneviller Frieden wurde die
Schleifung der Werke festgesetzt. Die preussische Regierung liess
jedoch den steilen Felsen, der nur nach Norden mit den dahinter
liegenden Höhen in Verbindung steht, von 1816—1826 durch den
General v. Aster aufs neue befestigen. Jetzt gilt Ehrenbreitenstein
als eins der stärksten Bollwerke Deutschlands, nicht mehr „als ein
Zaum und Zwänger, damit die Coblenzer im Zwang gehalten“, wohl
aber, damit „alle widerwärtige Gäste von den beiden Strömen Rhein
und Mosel zurück können getrieben werden“, wie es schon 1690 in
einem Moselbuch heisst.
Von der Terrasse eine der berühmtesten Aussichten.
Sie umfasst das Rheinthal von Stolzenfels bis Andernach,
einen Teil der vulkanischen Vordereifel. Gerade gegenüber
mündet die Mosel in den hier besonders belebten Rhein,
dessen dunkleres Wasser noch eine weite Strecke von den
heller gefärbten Fluten der Mosel unvermischt bleibt. Die
drei Rheinbrücken geben dem Bilde einen ungemeinen Reiz,
ebenso die weithin zu verfolgenden Rheinufer.
Von Ehrenbreitstein über die Schiffsbrücke zurück nach
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