BO
rieh II. seine Rechte an Coblenz dem Erzbischof Poppo von Trier,
und so gehörte fortan die Stadt zu dem Erzstifte, Unter Heinrich IV.
wurde die Stadt Schauplatz des unseligen Streites zwischen dem
Kaiser und seinem Sohne. Unter Drohungen erzwang Heinrichs IV.
Gefolge den Eintritt in die Kirche, die man dem mit dem Banne be¬
legten Kaiser verschlossen hatte. In der Kirche fand einige Tage
darauf die scheinbare Versöhnung zwischen Vater und Sohn statt,
die der letztere schmachvollerweise sogleich wieder brach, indem er
seinen Vater hei Bingen gefangen nehmen Hess.
Mit dem 1254 gegründeten rheinischen Städdebunde begann
Coblenz’ Blütezeit, da Handel und Wohlstand sich hob. 1318 hatten
Ludwig der Bayer und Eduard III. von England eine Zusammen¬
kunft in Coblenz, wobei viel Prunk entfaltet wurde. Kurfürst des
Erzstiftes Trier war damals der Erzbischof Balduin, dem Coblenz die
stattliche Moselhriicke verdankt.
Während des 30jährigen Krieges kam Coblenz mit Ehrenbreit¬
stein in den Besitz der Franzosen, die es 1635 wieder an die Kaiser¬
lichen abtreten mussten. Unter Ludwig XIV. belagerten 1688 die
Franzosen wieder die Stadt und beschossen sie auch, ohne sie ein¬
nehmen zu können.
Als Clemens Wenzeslaus, der letzte Kurfürst des Erzstiftes,
Coblenz zu seiner Residenz erhob, gewann die Stadt an Glanz und
Schönheit. Das Schloss, 1786 vollendet, der Schlossplatz, der Clemens¬
platz mit dem Clemensbrunnen sind Schöpfungen der prunkliebenden
geistlichen Fürsten. Durch das Toleranz-Edikt von 1783 hatte er den
Lutheranern und Reformierten die Niederlassung in seinem Kur¬
staate gestattet, infolgedessen sich in Coblenz Handel und Gewerbe
von neuem hoben.
Die französische Revolution machte indessen der Herrschaft
Clemens’ bald ein Ende. Das zwar ritterliche, aber nicht staats¬
kluge Verhalten des Kurfürsten gegen die französischen Emigranten
brachte seinen Staat in ernste Verwicklungen mit der französischen
Republik, und als der Feldzug der Verbündeten 1792 in der Cham¬
pagne so kläglich verlief, wurde der Kurstaat mit Coblenz fran¬
zösisches Gebiet. 1798 erhoben die Franzosen Coblenz zur Haupt¬
stadt des Rhein- und Mosel-Departements. Das siegreiche Vordringen
der Verbündeten machte 1814 der französischen Herrschaft hier ein
Ende, und 1815 kam gemäss dem Friedensschlüsse der ehemalige
Kurstaat Trier an Preussen, das Koblenz zur Hauptstadt der Rhein¬
provinz wählte. Von 1860—1858 wohnte im Coblenzer Schlosse der
Prinz von Preussen als Gouverneur der Rheinlande, der auch später
als König und als Kaiser mit seiner hohen Gemahlin, der Kaiserin
Augusta, gern hier weilte und rheinisches Leben schätzte und liebte.
Die Kaiserin Augusta wählte Coblenz oft zu ihrem Sommeraufenthalt.
Wie sehr sie ihn bevorzugte, beweisen die herrlichen Rheinanlagen,
die Coblenz der Fürsorge der kunstsinnigen Fürstin verdankt.
Coblenz ist Sitz der ersten Provinzialbehörden, des kom¬
mandierenden Generals des VIII. Armeekorps, des Oberpräsi¬
denten und des Provinzialschulkollegiums. Von der ehemaligen
Festung sind in der Nähe der Stadt ausser den Festungs¬
thoren noch die Festen Konstantin und Alexander
auf der Karthause erhalten geblieben. Der Teil zwischen dieser
bedeutenden Höhe und der Mosel ist ziemlich eben und mit
Villen und Gärten bedeckt. An der Moselseite, wie am Rhein
zieht sich ein schöner, breiter, freilich noch nicht überall
vollständiger Quai hiu, der einen angenehmen Spaziergang