137
von 97 m, ein Werk Heinrich Raconwals von Metz. Bestei¬
gung vom Paradeplatz. Bis zum ersten Umgang sind 110
Stufen, bis zur Glocke La Mutte 105, bis zum obersten
Turmumgang 78 Stufen. Die Höhe des ganzen Turmes be¬
trägt 118 m. Das Dach der Kathedrale brannte am 7. Mai
1877 bei Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. ab und wurde
dann durch ein neues Kupferdach ersetzt, das zugleich höher
gelegt wurde und darum die Wirkung der Türme beein¬
trächtigt, weshalb man beabsichtigt, über der Vierung einen
Dachreiter von ansehnlicher Höhe zu errichten. — Die Aus¬
sicht von dem Turme auf die Stadt, auf das Thal und die
Umgebung ist sehr lohnend.
Die grösste Glocke, »La Mutte«, wurde 1381 von der Stadt ge¬
stiftet und 1427, 1442, 1447, 1479, 1569 und 1605 umgegossen; sie wiegt
13000 kg. Solange Metz freie deutsche Reichsstadt war, wurde diese
Glocke nur dreimal im Jahre geläutet, zu Ehren des Kaisers, bei der
Wahl des Bürgermeisters und bei der der 13 Ratsherren, sonst nur
ausnahmsweise als Ruf zu den Waffen, wenn Gefahr drohte, daher
auch wohl der Name, von ameuter-zusammenrufen, Lärm schlagen*).
Als daher Kaiser Friedrich III. bei seiner Anwesenheit ln Metz auf dem
Turme den Wunsch aussprach, die Glocke zu hören, lehnte man es ab,
weil sonst das ganzeLand in Aufregung gebracht würde. Als Metz fran-
zösich wurde, ward die Glocke jeden Abend eine Viertelstunde zu
Ehren des französ. Königs geläutet. Ara 22. März 1872 erklang sie
zum ersten Male wieder zu Ehren eines deutschen Kaisers,, freilich
nicht auf Anordnung des Metzer Gemeinderates.
Der Kathedrale gegenüber steht an dem Paradeplatz
das Rathaus nebst der Hauptwache. Das Rathaus, 1771
erbaut, hat eine schöne Eingangshalle und schöne Treppen;
in dem grossen Saale 14 Medaillons aus weissem Marmor
von berühmten Metzern; ferner einige Kartons und Ge¬
mälde von Migette, die sich auf die Geschichte und die Bau¬
werke der Stadt und ihrer Umgegend beziehen, daher auch
Musée Migette genannt. Glasgemälde von Maréchal und einige
römische und fränkische Altertümer. Der Eintritt in das
Rathaus ist gegen ein Trinkgeld von 50 Pfg, gestattet.
Von dem Paradeplatz durch die Bimbaumstr. zur Bib¬
liothek und zum Museum. Die Bibliothek zählt über
50000 Bände. Darunter viele Werke von Wert für die loth¬
ringische Geschichte, desgl. sehr wertvolle Handschriften.
Das Museum, mit der Bibliothek in den Räumen eines ehe¬
maligen Barfüsserklosters untergebracht, enthält eine Ge¬
mälde- und eine naturhsitorische Sammlung, ferner eine
sehenswerte Sammlung von Münzen und Medaillen und von
den in Lothringen gefundenen Altertümern. Eintritt am
Sonntag und Donnerstag 1—4 Uhr frei, sonst von 10—4 Uhr
gegen ein Trinkgeld.
*) Vergl. Oskar Sch w ehe 1. Sagen und Bilder aus Loth¬
ringens Vorzeit, S. 2S6.