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Preise und die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit der Wirte.
Wonnig ist es, an der Mosel zur Frühlingszeit zu wan¬
dern, wenn im Thale und an den unteren Abhängen alles
mit Blütenschnee bedeckt ist, und der Fluss seine sanften
Bogen durch die frischgrünen Wiesen und die knospenden Wein-
berge zieht ; herzerfreuend ist es, zur holden Pfingstzeit hier
zu wandern, wenn das Thal in vollendetem Grün und im
Blumenteppich prangt, und nicht weniger beglückend ist die
Wanderung in der Zeit, wenn die Obstbämne reich mit
Früchten geschmückt sind, und unter dem Laube des Wein¬
stockes die Traube der Kelter entgegenreift.
Wie eine Wiederholung des Moselthals im kleinen er¬
scheint das Saarthal, auf dessen Schönheiten mir gleich¬
falls in diesem Buche hinweisen wollen. Auch hier die reizenden
Windungen des Flusses, die felsigen Ufer, mit Weinbergen
oder Lohhecken bedeckt ; auch hier die lieblichen Thäler mit
anmutigen Dörfern und Städten, bewohnt von einer regsamen
Bevölkerung, die Fleiss mit Frohsinn wohl zu paaren weiss.
Auch hier noch die Spuren der Eömer und im Mittelläufe
eine hochentwickelte Industrie, emporgeblüht neben den reichen
Steinkohlengruben in der Tiefe. Als Ziel der Saarwanderung
lockt das weitbekannte St. Johann-Saarbrücken, ehemals hart
an der Westgrenze des deutschen Landes gelegen, jetzt
freundliche Vermittlerin zwischen den wiedergewonnenen
deutschen Provinzen und dem deutschen Reiche. Nahe der
Stadt sind der Spicherer Berg und das Ehrenthal, die ruhm¬
reichen Zeugen deutscher Tapferkeit, wie deutscher Dank¬
barkeit.
So anmutig und einladend, so reich an Schönheiten das
Moselthal mit dem Saarthal nun auch izt, so entspricht doch
die Zahl der gegenwärtigen Besucher keineswegs diesen
Vorzügen. Sie ist sogar gegen früher zurückgegaugen. Eine
lobenswürdige Fürsorge für einzelne bisher zurückgebliebene
Teile der Rheinlande hat in den letzten Jahren den beiden
die Mosel begleitenden Gebirgen viele Fremde zugeführt.
Den eifrigen Bemühungen des Eifelvereius und des Hoch¬
waldvereins ist es zu danken, dass Eifel, Hunsrück und
Hochwald erschlossen sind und den Wanderern und Sommer¬
frischlern dort angenehme Stätten zur Rast oder zu längerem
Aufenthalte bereitet werden. Weder der eine noch der andere
Verein hat erwartet, dass das von der Natixr bevorzugte und
weit bequemer zu durchziehende Moselthal infolge jener
Bestrebungen eine Einbusse erleiden würde. Das Unerwartete
ist eingetreten, zugleich aber auch der ernste Versuch, das
Verlorene wiederzugewinnen. Es hat sich der Mosel- und
Saar verein gebildet und in erster Linie sich zur Aufgabe