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wurden und aus Rücksicht auf Bau und Fahrzeit nicht gut
verfolgt werden konnten, musste die Mosel aufhören, die
Richtung der Bahn anzugehen. Dies wurde erst hei Cochem
notwendig, wo der sogen. „Krampen“ den Fluss zu einem
Ungeheuern Bogen zwingt. Die gewaltige Felsmasse musste
durch einen Tunnel durchbohrt werden, den Kaiser Wilhelm-
Tunnel, in welchen der Zug unmittelbar hinter dem Bahn¬
hof Cochem (vergl. S. 57) führt. Er ist der längste Tunnel
Deutschlands, 4200 m, und wird von den Tunnels Europas
nur durch drei an Länge übertroffen. Die Strasse, die dem
Mosellaufe folgt, misst von Cochem bis Eller 22 000 m,
also fünfmal mehr als die Tunnellinie.
Der Bau wurde in den Jahren 1874—1878 ausgeführt und war
sehr schwierig, da die Streichungslinie des Gesteins, Grauwacke und
Grauwackenschiefer, ungünstig lag und die Gesteinsmassen von
wasserführenden Thon- und Sandschichten durchsetzt waren. Zuerst
mittels Handbetriebes, dann durch Bohrmaschinen wurden an beiden
Enden die gewaltigen Stollen gebohrt; an jeder Arbeitsstelle waren
ungefähr 1000 Mann beschäftigt. Trotz der entgegenstehenden
Schwierigkeiten schritt der Bau rasch vorwärts, und am 15. Mai 1877
konnte die Durchsehlagsfeier stattflnden. Der Tunnel ist auf der
ganzen Länge gewölbt. Die Gesamthaukosten betrugen fast 9 Mil¬
lionen Mark.
Der Kaiser-Wilhelm-Tunnel mündet in das Thal des
Ellerbaches : der Zug hält bald vor dem Bahnhof Eller, 53
km von Coblenz, vergl. S. 65. Bald nach dem Verlassen des
Bahnhofs überschreitet der Zug die Mosel auf einfacher,
zierlicher Brücke; nach rechts und links prachtvolle Aus¬
blicke moselaufwärts zur hohen Calmond und moselabwärts
auf Eller und Ediger und auf das schöne Gelände. Viel
Zeit zum Ausschauen wird freilich nicht gegeben; denn
gleich hinter der Brücke nimmt der 340 m lange Peters-
b erg-Tunnel den Zug auf. Jenseits desselben noch einmal
ein schöner Blick r. auf die Mosel und auf Bremm am
Fusse der Calmond. Die Bahn führt nun eine Strecke auf
dem r. Ufer hin. Der Zug erreicht bald den Bahnhof von
Neef, (r.) 55 km., vergl. S. 66, und eilt am rechten Ufer hin,
den Blick auf Aldegund (1.) gewährend, nach Bullay (r.),
59 km, vergl. S. 66. Von hier bequemste Verbindung mit
Bertrich, vergl. S. 69, mit Zell, S. 71 und nach der Ma¬
rienburg, S. 67. Herrlicher Blick auf Alf und die Ma¬
rienburg. Angesichts der letzteren überschreitet die Bahn
auf schöner Brücke wieder die Mosel. Die Brücke, unten
für Wagen und Fussgänger, oben für die Eisenbahn herge¬
richtet, hat eine mittlere Stromöffnung von 89 m und 5 Ne¬
benöffnungen zu 35,5 ra und ist eine Zierde der Landschaft.
Auf einige Augenblicke verschwindet der Zug wieder in dem
440 ra laugen gekrümmten Prinzenkopf-Tunnel, den
Mosel- und Saarführer. 7