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ein neues miSflC hier verzeichnet werden, daß die in
Chicago (Nordamerika) lebenden Landsleute an die
Saarbrücker Stadtbchörde die Anzeige ergehen ließen,
daß die Summe von 1500 Dollars gesammelt und zur
Auszahlung angewiesen sei zum Zweck der Unterstützung
der Nothleidenden linb von Wittwen und Waisen im
Kampf gefallener Krieger.
Die in Metz in Gefangenschaft gerathenen 150,000
Mann Franzosen werden über Saarbrücken, jeden Tag
10,000 in fünf Bahnzügen zu je 2000 Mann, inslra-
dirt werden. Aller Gütertransport ist eingestellt.
Am 3. November kamen die Geiterale Frossard
und Changarnier hier an, nitd sind alsbald in die
Gefangenschaft nach Deutschland weiter gereist. Bor
seiner Weiterreise besichtigte der 80jährige General
Changarnier die Spichcrer Höhen und das Schlacht¬
feld vor denselben. Auch deit General Frossard
mochten wohl eigenthümliche Gefühle und Erinnerungen
beschlichen haben, als er die Saarbrücker Anhöhen und
unsere Stadt wieder sah, die einzige deutsche Stadt,
welche seine Truppen drei Tage lang betreten konnten,
und in welcher er gerade 3 Monate vorher (am 3.
Angtist) als höchstkommandirendcr General anwesend war.
Die Durchzüge der gefangenen Franzosen dauern
Tag tliid Nacht ununterbrochen fort. Die meisten der
Gefangenen boten ein wahres Bild des Jatnmers und
des Schmiltzes; Hunger und Elend standen jedem auf
der Stirne geschrieben, bei den Meisten waren Schuh-
werk und Uniform in Fetzen. Bei jedem Gefaugenen-
zug von Metz nach Saarbrücken gibt es eine Anzahl
Todte und in der ersten Nacht nach der Capitulalion
sind in dem Gefangencnbivouak von 10,000 Mann
mehr als 100 vor Hunger und Kalte ums Leben ge¬
kommen.