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mehr Bestürzung und Schrecken. Die Hauptstadt ward
in Belagerungszustand erklärt und in Bcrthcidigungs-
zustand versetzt. Die Mobil und Nationalgarde sollte
durch Einziehung aller waffenfähigen Männer bis zu
40 Jahren verstärkt werden.
Ankunft Kr. Maj. des Königs.
Am 9. August gegen 4 Uhr kam König Wilhelm
unter dem Jubel der Bevölkerung in Saarbrücken an
und nahm in dem Hanfe des Kaufmannes Herrn Fr.
Qnien sein Absteigequartier. Die Stadt war festlich
beflaggt. Im Gefolge Sr. Maj. befanden sich u. A.
die Prinzen Karl von Preußen und Prinz Luitpold
von Bayern, Graf Bismarck, General v. Moltke,
Kriegsminister v. Roon und andere hohe Generale und
Beamte des Königlichen Hauses. In unseren beiden
Städten herrschte eine freudige Aufregung, so
weit dies möglich sein konnte unter den düstern
Bildern des Krieges, die jeden Augenblick uns von allen
Seiten entgegen treten; vor Allem aber dankten alle
Herzen Gott ob des glücklichen Wechsels, der einge¬
treten war. Noch acht Tage vorher hatte Saarbrücken
den Anblick, die Feinde des Vaterlandes in den
Straßen reqnirircnd und skandalisirend herumstreifen
zu sehen, während sie nun ferne von uns waren und
von der tapfern preußischen Armee auf französischem
Boden verfolgt und immer weiter zurückgedrängt wer¬
den. Gott sei mit unserem König und dem deutschen
Heere!" so beteten alle Patrioten, als der greise Hel¬
denkönig hier einzog. Die ..Saarbrücker Zeitung"
brachte an der Spitze ihrer Nummer vom 10. August
folgendes von Conrad Herrmann verfaßte Sonett: