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gierungen, des Südens, wie des Nordens, an die
Vaterlandsliebe und Opferwilligkeit des deutschen Volkes
mit dein Aufrufe zur Vertheidigung seiner Ehre und
Unabhängigkeit. Wir werden nach dem Beispiele unserer
Väter für unsere Freiheit unb für unser Recht gegen
die Gewaltthat fremder Eroberer kämpfen und in dieseni
Kampfe, in dein wir kein anderes Ziel verfolgen, als
den Frieden Europas dauernd zu sichern, wird Gott
mit uns sein, wie er mit unsern Vätern war!"
Und in welch nngehcnrein Contraste erscheint diesem
bescheidenen und demüthigen aber auch selbstbewußten
Sinne des Königs von Preußen gegenüber die Rührn
rcdigkcit des Kaisers der Franzosen und seines chauvi-
nistischen Anhanges. Bei Gelegenheit des Empfanges
des aus lauter Napoleonischcn Creatnrcn zusammen
gesetzten Senates sprach Minister Rauher zu dem Kaiser:
„Die von Preußen verlangten Garantien wurden ver¬
weigert. Die Würde Frankreichs wird verkannt. Em.
Majestät zieht das Schwert rrnd das Vaterland ist
knirschend vor Entrüstung rrnd Stolz. Die Verirrungen
eines überreizten Ehrgeizes und eines Tages großen
Glückes (Sadowa!) mußten früher oder später hervor
treten, Sire! Sie wußten zu warten; aber seit vier
Jahren vervollkommneten Sie die Rüstungen Frankreichs
und die Militärvrganisation." Unb am Schlüsse
dieser Tirade forderte Rauher den Kaiser auf, das
Commando der Armee persönlich zu übernehmen. Der
Kaiser antwortete:
„Meine Herren Senatoren! Ich war glücklich zu
vernehmen, mit welch' lebhafter Begeisterung der Senat
die Erklärung aufgenommen hat, welche der Minister
der auswärtigen Angelegenheiten Ihnen zu machen be¬
auftragt war. In allen Verhältnissen, wo cs sich um
die großen Interessen und die Ehre Frankreichs han¬
delt, bin ich sicher, tut Senat eine energische Stütze