32 II. Der Begriff Ordnung. Die allgemeine Logik.
Etwas schon kenne, handle es sich um „Anschaulichkeit“
oder „Unanschaulichkeit“; und zwar haftet ein solches Zeichen
der Erledigung, des Erledigtseins, dem Etwas, dem „Gegen¬
stände“, als solchem an. Erledigtsein zusammen mit Identität
(„Selbigkeit“) nun ist es, was ein selbständiges „Sein“
eines bestimmten endgültigen Etwas, etwa von ^2
oder der Ellipse, oder auch von endgültigen Urteilsinhalten,
vorzutäuschen geeinigt ist.
Was aber ist das „Entdecken“ von „neuen Eigenschaften“
an der Ellipse? Es ist nichts anderes als dieses: Ich schaute
das geometrische Ordnungswesen eines besonderen Etwas, das
ich mit dem Worte Ellipse benenne, jetzt aber schaue ich
einen größeren Reichtum an Ordnung an einem nach
gewissen Seiten seiner Ordnung schon Erledigten und zwar
mit dem klaren Bewußtsein der Erledigung. Eigentlich meine
ich das zweite Mal mit dem Worte „Ellipse“ einen anderen
Gegenstand als vordem. Und der „Kreis“, an dem ich den
Lehrsatz des Thaies, daß der Winkel im Halbkreis ein Rechter
ist, oder an dem ich den sogenannten Sekantensatz als in
Ordnung bestehend schaue, ist auch im Grunde ein anderes,
reicheres Etwas als das vorher durch das Wort „Kreis“
bezeichnet Gewesene.
Nur bei einer empirisch wirklichen Kreis- oder Ellipsen¬
figur darf ich sagen, daß es anders sei; aber das ist kein
unmittelbarer Gegenstand, wie wir später sehen werden.
Der geometrische Kreis aber und die geometrische Ellipse
„besitzen“ nur diejenigen „Eigenschaften“, welche Ich als
Ordnungsformen an ihnen schaue1). Logischer Realismus ist
hier gerade so falsch wie echter Psychologismus; beides gehört
jedenfalls nicht an den Anfang der Philosophie.
’) Genau das Entgegengesetzte lehrt Linke, 1. c. S. 69 ff. und
muß das von seinem „realistischen“ Standpunkte aus wohl tun.