20 II, Der Begriff Ordnung. Die allgemeine Logik.
4. Form und Inhalt.
Ein zweites Bedenken gegen unsere Lehre, daß die ge¬
samte allgemeine Logik den Rahmen des schlichten Ich habe
Etwas nicht überschreite, wird -vielleicht von denen geäußert
werden, weche den Begriffen „Form“ und „Inhalt“ eine
maßgebende Stelle im logischen Betriebe zuweisen. Schon
im rein Logischen und erst recht ira Mathematischen, so
lehren sie, seien stets Form und Inhalt gepaart, das aber
bedeute den Hinzutritt des eigentlich Logischen zu einem
„Alogischen“, im Sinne eines Anerkennens, eines Inbesitz¬
nehmens mittels gewisser Formen, nämlich eben der Logischen,
also letzthin doch so etwas wie bewußtes Tun. Insonderheit
trete das Alogische im Mathematischen hervor, und es sei
nicht wahr, daß Mathematik ein Teil der Logik sei.
Die Sonderfrage, ob Mathematik ein Teil der Logik sei,
um mit ihr zu beginnen, ist, meine ich, eine reine Frage
der Wortgebung. Nennt man „Logik“ nur diejenige Lehre,
welche sich im Rahmen der Setzungen Das Selbige („Iden¬
tische“), Das Eine — Das Ändere und vielleicht noch Ein¬
schließen oder Mitsetzen (dem definierten sogenannten logi¬
schen „Inhalte“1) nach) bewegt, gut, so ist Mathematik auch
nach unserer Ansicht nicht „Logik“. Hier stehen wir mit
Rickert gegen die „Logistiker“: die Setzungen soviel (Zahl)
und mehr sind auch uns unzerlegbare neue Bedeutungen
gegenüber den soeben genannten Ordnungszeichen. Aber
Ordnungs-bedeutungen sind soviel und mehr doch auch,
und insofern kommen Logik im engeren Sinne, als Lehre
daß sie nur Glieder, zwischen denen Beziehungen obwalten („Relate“),
aber niemals selbst Beziehungen sein können. Alle unanschaulichen
Letztbedentungen, mit Ausnahme von Etwas, Dieses und Solches, können
Bezogenes oder Beziehung (Relat oder Relation) sein.
!) Das Wort „Inhalt“ bedeutet hier natürlich etwas ganz anderes
als in dem Gegensatz „Inhalt und Form“.