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I. Einleitung.
Eigenschaft\ viele Iche, Sinnlichkeit, Verstand, Vermögen,
Bewußtsein überhaupt usw., sondern gehört auch der Be¬
griff tätiges Denken, ja Tätigkeit, ja sogar Werden, Sich
verändern1).
Und gerade der Begriff des tätigen Denkens, an den
Anfang von allem gesetzt, ist das Allerbedenklichste.
Daß nämlich ein Ausgang von Begriffen wie Sinnlichkeit,
Verstand, Vermögen im Grunde unerlaubte allzufrühe Psycho¬
logie sei, das merkt man wohl meist in wenigstens unbestimmter
Form; man hat kein ganz reines intellektuelles Gewissen, wenn
man mit solchen Begriffen beginnt. Auch, daß ein Ansgehen
vom Bewußtsein überhaupt und von Ällgemeingültigkeit nicht
ganz sauber sei, daß es sich hier zwar nicht um allzufrühe
Psychologie, wohl aber um allzufrühe Metaphysik handele,
scheint man zu merken, wenn auch nicht bestimmt genug.
Aber daß gerade die aus dem Alltag stammenden Begriffe des
Tuns, des Denkens und Wollens, als Tätigkeiten ge¬
nommen, ganz besonders der vorsichtigen Prüfung bedürftig
seien, ehe sie an den Anfang von Allem gestellt werden, das
sieht „man“, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht. Hier
scheint alles gar zu „selbstverständlich“ zu sein.
Es soll mit allem diesem nicht gesagt sein, daß unsere
Philosophie die hier aufgezählten Begriffe gar nicht ver¬
wenden wird. Gewiß wird sie sie verwenden, teils in der
Psychologie, teils in der Metaphysik, aber sie stellt sie
nicht an den Anfang. Sie wird sogar später gewisse
Seiten des Habens, des bewußten Wissens, mit ihnen „er¬
klären“; aber das Haben — wird sie überhaupt nicht „er-
*) Unser Ausgang ist der cartesianische ohne das ergo sum, also
das schlichte cogito, wobei dieses sehr weit (wie übrigens auch bei Des-
cartesl und ausdrücklich, sozusagen, statisch, nicht dynamisch, gefaßt
ist. Aber natürlich kennen wir keine „res“ cogitans im Anfänge.