140
X. Metaphysik des Wissens.
betrifft nicht die Summe alles Gehabtgewesenen, sondern
dieses gehabt Gewesene als ein Ganzes, Geordnetes.
Diese Antwort deutet den Sachverhalt aus, daß Ich ge¬
nötigt bin, mein Selbst als vergangenes zu setzen, und zwar
als in jedem Zeitpunkt Ordnung besitzendes. Genauer ge¬
sprochen, deutet der erste Teil der dritten Antwort das
bloße Bestehen des wein Seihst aus, welches ja1) zwar als
in derZeit stehend, aber noch nicht als tuend, noch nicht
als wirkend gefaßt wurde, während der zweite Teil der dritten
Antwort die besondere Form des Habens, nämlich Geord¬
netes haben, ausdeutet.
Die vierte und letzte Antwort lautet nun:
Das Wirkliche ist so geartet, daß es sein Wissen um
sich erwirbt, daß es sowohl übernimmt, (in dem, was als
Wahrnehmung „erscheint“), als auch denkend und wollend
verarbeitet.
Diese Antwort, wie klar ist, ist die Ausdeutung des Er¬
fahrungsordnungsbegriffs „meine werdende und tuende Seele“.
Fassen wir die vier Teiiantworten auf die Frage nach
der Metaphysik, nach der Wirklichkeitsbedeutung des Wissens,
zusammen, so ergibt sich also an metaphysischer Einsicht
dieses:
Das Wirkliche ist so geartet, daß es von sich
weiß in einer Form, welche für das sich selbst
wissende Ich des Ursa ch ve rh altes in Form vieler,
an das, was als Leib im Baum „erscheint“, ge¬
bundener Einzelwissender („Subjekte“) in „Er¬
scheinung“ tritt. Jeder dieser Einzel wi ssenden
weiß in der Form des habenden Ich', jedem Einzel¬
wissenden ist ferner eigen, was als Beziehungs¬
gefüge werden und was als Betroffenwerden und
') s. o. S. 44.