Wissenschaft anerkannten, so müssen wir jetzt doch
auch die Bedeutsamkeit jener differenzierenden und
spezialisierenden Tendenz hervorheben. Ihrer Wirk¬
samkeit vor allem verdankt die Wissenschaft die Mög¬
lichkeit der Erfassung und der Heranschaffung neuen
Wissensstoffes. Und deshalb ist auf sie die Bereiche¬
rung unserer Erkenntnis zurückzuführen. —
Aus dieser differenzierenden und spezialisierenden
Arbeitsrichtung ergeben sich in Bezug auf die Ver¬
suche einer Auflösung und Zersetzung des idealisti¬
schen Einheitsgedankens zwei überaus beachtens¬
werte Folgen.
a) Bei allem verständlichen Bemühen, die Idee der
Einheit der Wirklichkeit aufrechtzuerhalten, erfüllen
sich sowohl die Wissenschaft als auch unsere persönli¬
chen Überzeugungen immer stärker mit der Gewißheit
einer Vielheit und Verschiedenartigkeit von Wirklich¬
keitsschichten, zwischen denen wir kaum oder über¬
haupt nicht mehr einen festen und eindeutigen Zusam¬
menhang zu erkennen und herzustellen vermögen. Zur
Unterstützung dieser Gewißheit und zum Teil als Ver¬
anlassung für ihre Entstehung kommen in erster Li¬
nie zwei Gruppen scharfgespannter Gegensätzlichkei¬
ten in Betracht. Die eine Gruppe bezieht sich auf den
Gegensatz zwischen Natur und Geschichte und auf den
durch diesen Gegensatz bedingten Unterschied von
Natur- und Geschichtswissenschaften. Die zweite
Gruppe verkörpert den nicht zu überbrückenden Un¬
terschied zwischen dem Sollen und dem Sein, zwi-
89