Zeitaltern gerade der Mathematik enlgegengebracht
wurde. Zugleich veranlaßt die Verwirklichung des
mathematisch-logischen Vorbildes eine überaus große
formale Gleich- und Einförmigkeit des Forschungsver¬
fahrens. Das bekannteste und eindrucksvollste Bei¬
spiel einer solchen Uniformierung der Wissenschaften
zeigt das Zeitalter der Aufklärung in der Herrschaft
des Rationalismus. Verträgt sich aber diese Gleichför¬
migkeit mit der Verschiedenartigkeit der zu erfor¬
schenden und erforschten Wirklichkeitsbereiche?
Da entsteht nun folgende Frage: Welchen Weg
soll die Wissenschaft einschlagen bei der Wahl zwi¬
schen dem Gehorsam gegenüber der gebieterischen
Forderung der Einheit und Einheitlichkeit auf der
einen und der nicht weniger gebieterischen Forde¬
rung einer Rücksichtnahme auf die Eigenart der
einzelnen Sach- und Fachgebiete auf der anderen
Seite? Das Dilemma, die Dialektik ist klar. Auf je¬
den Fall muß die unbedingte Geltung der idealisti¬
schen Einheitstendenz eine zur Krise drängende Be¬
anstandung erfahren. Das Gebot der Differenzierung
und Spezialisierung erheischt Folgsamkeit. Denn nur
durch jene Methoden können die einzelnen For¬
schungsgebiete der Eigentümlichkeit ihrer Gegen¬
standsgebiete gerecht werden. Der Geist der Diffe¬
renzierung und Spezialisierung hat nicht bloß auf
dem Gebiete der allgemeinen Kultur seinen Einzug
gehalten, er ist auch im stürmischen Vordringen be¬
griffen auf allen einzelnen Bereichen der wissen¬
schaftlichen Ai beit. Und ebenso wie wir soeben den
Wert einer strengen Einheit und Systematik für die
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