um einzusehen, wie derartig verschiedenartige Teile
noch in irgendeiner Beziehung zueinander stehen
könnten. Am meisten aber fehle dem Idealismus eine
solche Möglichkeit.
Und was sei nun eigentlich jene absolute Welt des
,.wahrhaft“ Wirklichen? Habe sie ernstlich An¬
spruch darauf, als Realität angesehen zu werden?
Oder sei sie nicht vielmehr eine reine Gedankenkon¬
struktion? Wie immer es um die formale Notwen¬
digkeit und um das begriffliche und theoretische
Recht dieser Konstruktion bestellt sein mag — und
für diese Konstruktion lassen sich der Gründe meh¬
rere angeben —, so ist doch damit noch nicht das
Mindeste inbezug auf diese Wirklichkeit, inbezug auf
das „Wirklichsein“ dieser als absolut konstruierten
Welt ausgemacht. Sie mag ein noch so einleuchtendes
Gedankending sein — ein Seiendes sei sie deshalb
noch lange nicht. Es ist nichts als eine Irreführung,
wenn der Idealismus Gedankenformen, Gedankenset¬
zungen, Gedankengebilden den Charakter der Reali¬
tät zuschreibe. Eine Irreführung im doppelten Sinne.
Einmal verkenne er das Wesen des Gedankens, indem
er es als ein Seiendes betrachtet. Ferner vergehe er
sich an dem Wesen der Realität. Durch die Bin¬
dung der Realität an den Gedanken mißverstehe,
schwäche, durchlöchere er ihren Seinswert, ja er
verneine diesen Seinswert geradezu um seines Ratio¬
nalismus, seines Intellektualismus willen.
Alles in allem genommen: Der Idealismus ver¬
trete, so wird von dem realistischen Standpunkt aus
in theoretischer Hinsicht eingewendet, einen geradezu
5 A. Liebert. Die Krise d. Idealismus.
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