stände selber heranzumachen, frage er zunächst und
umständlich nach den logischen Voraussetzungen für
ein solches Erkennen. Die Untersuchung dieser for¬
malen Voraussetzungen läßt ihn — in seiner erkennt-
nistheoretischen Richtung — nicht zu den Erschei¬
nungen selber kommen. Aus der Natur dieser Vor¬
aussetzungen und aus der Bindung der Erkenntnis
an sie ziehe der Idealismus dann eine bedenkliche
Folgerung. Indem der menschliche Geist mit diesen
formalen Voraussetzungen an die Erscheinungen her¬
angehe, zwinge er sie hinein in jene Formen, in jenes
Formgerüst oder, anders ausgedrückt, er behaup¬
tet, di© Erscheinungen seien nicht so zu erkennen, wie
sie „an sich“ sind, sondern eben nur so, wie sie einem
mit jenem Formapparat ausgerüsteten und mit ihm
unvermeidlich arbeitenden Bewußtsein erscheinen.
Was noch „hinter“ ihnen als ihr realer Träger anzu¬
nehmen sei, das sei unserer Erkenntnis entzogen. Wir
vermögen mithin noch nicht einmal die ganze Er¬
scheinung zu erkennen. Demi jener metaphysische
Träger, einmal zugegeben, es gäbe ihn, und es hätte
einen Sinn, von einem solchen unerkennbaren Rück¬
halt zu sprechen, gehört doch irgendwie zur Erschei¬
nung. Bleibt er jedoch nach der Lehre der idealisti¬
schen, der kantischen und der neukantischen Erkennt¬
nistheorie unerkennbar, dann ist nicht die ganze Er¬
scheinung erkennbar. Der Idealismus vertritt also
nicht einmal einen vollen und uneingeschränkten
Phänomenalismus, d, h. die Behauptung, daß unsere
Erkenntnis nicht auf das metaphysische Ansich der
Dinge, sondern lediglich auf die Weit der Erscheinun¬
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