2. Wie aber stellt sich der Idealismus zu diesem
Gedanken? Für seine Haltung ihm gegenüber und für
seine Bewertung dieses Gedankens sind zwei Züge
maßgebend. Zunächst: Er läßt von der Größe, von
der Würde der Freiheitsidee nicht einen Hauch ah-
dingen. Zum Wesen der Ideen gehört ihre Unbe¬
dingtheit. Das wissen wir durch und seit Plato. Und
es tut dieser Unbedingtheit keinen Eintrag, wenn wir
die Ideen auf die konkrete Wirklichkeit des Lebens
anzuwenden suchen, und wenn sich daraus eine un¬
versöhnliche Gegensätzlichkeit ergibt. Im Gegenteil.
Diese Gegensätzlichkeit ist nichts anderes als der logi¬
sche Ausdruck der Unbedingtheit der Ideen, in die, als
bestes Zeugnis für ihre Größe, durch jene Gegensätz¬
lichkeit ein tiefer und heiligender Zug der Tragik
einfließt. Der klassische Idealismus vertritt die Lehre
von der Unbedingtheit der Ideen. Und das mit Recht.
Damit kommen wir zu dem zweiten Zuge in der
idealistischen Auffassung und Wertung der Freiheits¬
idee. Die Behandlung dieser Ideen sowie die der
Ideen überhaupt untersteht nicht der Zuständigkeit
der einzelwissenschaftlichen Forschung. Und zwar
aus einem mehrfachen Grunde. Der „theoretische“
Grund: Die positiven Einzelwissenschaften bedür¬
fen selber der Ideen als der Voraussetzungen für ihre
ganze Arbeit und für die Geltung dieser Arbeit. Sie
bejahen sie im Prinzip unaufhörlich. Denn sie alle
sind an der Idee der Wahrheit ausgerichtet. Sie alle
dienen dieser Idee. Auch die Wahrscheinlichkeit,
auch die Relativität, die die Wissenschaften im allge¬
meinen nur erreichen, ist eine Idee und keine Tat¬
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