Full text: Die Krise des Idealismus

spricht und betätigt, dann tritt seine Arbeit ans Licht 
in jener dialektischen Gegensätzlichkeit von Realis¬ 
mus und Idealismus. Niemals offenbart und ver¬ 
wirklicht er sich in einer von dieser Spannung unab¬ 
hängigen Standpunktlosigkeit und Unparteilichkeit. 
Realistisch und idealistisch zugleich erfassen und be¬ 
stimmen wir jegliche Erscheinung. Realistisch und 
idealistisch zugleich erfolgt der Prozeß der Erkennt¬ 
nis. Realistisch und idealistisch zugleich geht un¬ 
sere Auseinandersetzung mit dem Leben, mit der 
Umwelt, mit der Natur, mit der Geschichte und nicht 
zuletzt mit uns selber vor sich. Nicht die Philoso¬ 
ph ie, noch weniger wir haben diesen Gegensatz erfun¬ 
den und zurechtgemacht. Er besitzt seine Wurzeln 
in der Eigentümlichkeit der geistigen Aktivität. Ihre 
Hauptzüge gestalten sich nun einmal ihrer allge¬ 
meinsten metaphysischen Verfassung nach in diesen 
beiden Formen des Realismus und des Idealismus. 
Und deshalb braucht eine allgemeine und metaphy¬ 
sische, also philosophische Betrachtung der Philoso¬ 
phie ihr Augenmerk und ihre Aufmerksamkeit nur 
auf jene beiden geistigen Hauptgestalten zu richten, 
in denen sowohl die Philosophie als das Geistesleben 
überhaupt ihre unaufhörliche Schöpferkraft be¬ 
kunden. 
Sind aber diese beiden wesenhaften Entfaltungs¬ 
formen einander durchaus gleichwertig und ebenbür¬ 
tig? Wir antworten auf diese Frage mit einem Nein. 
Unsere Darlegungen sollen und werden keinen Au¬ 
genblick die Notwendigkeit und die Berechtigung des 
Realismus verkennen lassen. Dem Naehweis dieser 
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