düng und Rechtfertigung? Das kann begreiflicher¬
weise der Realismus angesichts seiner Zuwendung zur
Wirklichkeit nicht tun. Seine Kraft ist durch die
Rücksicht auf die Fülle der Gegebenheiten in An¬
spruch genommen. Sobald er diese Fülle binden und
vereinheitlichen will, stützt und beruft er sich in und
mit dieser Tätigkeit auf die synthetische Kraft desGei-
stes. Ob er es ausspricht oder nicht: Mit dieser Stüt¬
zung und Berufung vollzieht er die unerläßliche Wen¬
dung zu einer idealistischen Wirklichkeitsauffassung.
Denn die Eigentümlichkeit des Idealismus besteht in
einer Hinsicht darin, die Grundlegung und Sicherung
der Wirklichkeit durch jene synthetische Kraft zu
beglaubigen und den Nachweis dafür zu führen, daß
ohne diese Systematisierung und Synthetik von einer
Wirklichkeit weder im Ganzen noch in ihren Ein¬
zelheiten mit Vernunft gesprochen werden kann.
Jede Aussage, auch die geringste, über das Wirk¬
lichsein irgendeiner Erscheinung ist von jener Ver¬
nunftsystematik abhängig, u, z. schon deshalb weil so¬
gar von einer „Gegebenheit überhaupt“ oder von der
thelische Funktion der Vernunft wirksam ist. Ist aber
gar von einer „Gegebenheit überhaupt“ oder von dar
„Wirklichkeit“ die Rede, dann bedarf es keiner lan¬
gen Überlegung, auch nicht für den philosophisch
nur wenig Geschulten, um in derartigen Behauptun¬
gen die synthetische Arbeit der Vernunft zu gewah¬
ren. Sind doch alle derartigen Begriffe in ihrem We¬
sen und in ihrer Geltung allgemeinste Konstruktions¬
formen, d. h. sie sind „Ideen“. Als Ideen aber sind sie
Geschöpfe der unendlichen Produktivität des Geistes.
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