Maßstäben und ln der entsprechenden Entschlossen¬
heit, den Stoff der Erscheinungen durch die Anwen¬
dung dieser eniporbildeiiden Formen zu veredeln.
Der Philosoph behält sich das Recht vor, und er übt
auch das Recht aus, das Gegebene seiner Erdhaftig-
keit zu entkleiden, an der Verbesserung, an der sitt¬
lichen Vervollkommnung des Seienden zu arbeiten, es
zu werten, es zu deuten, es umzugestalten.
Damit aber entschlägt er sich nicht bloß des Dog¬
matismus des Seins, sondern er tritt auch weil hinaus
über den Rahmen der reinen Theorie, über den Um¬
kreis und über die Geltung einer phänomenologischen
Analyse des Gegebenen. So erhebt er sich über allen,
an die Tatsächlichkeit der Erscheinungen gebunde¬
nen und standpunktlosen Dogmatismus. Er erweist
sich viel mehr als ihr kühner idealistischer Kritizist
und kritischer Idealist, ln dieser Freiheit, einem
Standpunkt im höchsten Sinne, überwindet er den
Dogmatismus der Standpunktlosigkeit. In dieser Frei¬
heit offenbart sich die herrliche Ironie des Sokra¬
tes. Denn dort walten die Freiheit der philosoph.-
sehen Kritik und die Kritik durch die Freiheit, wo
die Freiheit der Ironie und die Ironie der Freiheit
walten und umgekehrt. In dieser Ironie und Freiheit
kommt es zur Geburt und Auswirkung des philosophi¬
schen Spieltriebes, einer der erstaunlichsten und ge¬
waltigsten, schöpferischsten und revolutionärsten Be¬
gabungen des Menschen. Durch diese Ironie und Frei¬
heit kommt es zu einem „Spiel'"' mit den Erscheinun¬
gen. Allerdings zu einem Spiel, das ganz erfüllt ist
sowohl von dem Gefühl der Verantwortlichkeit ge-
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