Suchen» besitzt, so drehen sich auch alle ihre Mühen
und Sorgen in einem letzten und höchsten Sinne im¬
mer wieder um den Menschen. Von allen besonde¬
ren Interessen- und Forschungsrichtungen abgesehen,
ist doch dasjenige Sein, dasjenige Leben, das sie zu
erkennen strebt, das Sein und das Leben des Men¬
schen. Wenn die Lebensphilosophie den Grund für
alle Erscheinungen der Kultur im geschichtlichen
Leben erblickt, so ist unter diesem Begriff nichts ande¬
res gemeint und zu verstehen als der Begriff des Men¬
schen. In dem Dienst dieser Blickrichtung auf den
Menschen stehen auch die moderne Phänomenologie
und der moderne Realismus, wie eigentlich die Phä¬
nomenologie und der Realismus aller Zeiten. Und
wenn der energische Realist Ludwig Feuerbach (1804
— 1872), der auch mit Recht zu den Phänomenologen
gezählt werden kann, einmal erklärt, die Theologie
sei nicht anderes als Anthropologie, so kann vielleicht
in noch höherem Sinne die Philosophie als Anthropo¬
logie bezeichnet werden. Zumal für die Phänomenolo¬
gie trifft diese Gleichsetzung in weitem Umfange zu.
Das zeigt sich deutlich in einer der wichtigsten Rich¬
tungen der Phänomenologie, in der sogen. Charakte¬
rologie, wie sie z. B. von Emil Utitz, Ludwig Kiages,
Friedrich Seiffert u. a. mit reichem Ertrage ausgebaut
wird.
Was aber versteht diese phänomenologische An¬
thropologie unter dem Menschen? Den seienden, den
in bestimmten Erscheinungen sich offenbarenden und
gegebenen Menschen, denjenigen Menschen, der be¬
stimmten äußeren oder inneren Abhängigkeiten un-
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