terialien aber noch andere, gerade für uns recht be¬
achtenswerte Verwicklungen. Entfällt nämlich die
Möglichkeit zu einheitlicher W ertgebung, dann wird
der Mensch durch die Mannigfaltigkeit der Erschei¬
nungen in den Zustand einer merkwürdigen Unruhe
versetzt. Es erhebt sich nicht nur eine Befürchtung
und Sorge hinsichtlich ihrer begrifflichen Beherr¬
schung, ihrer gedanklichen Vereinheitlichung und
Einheitlichkeit, sondern eine solche Verschiedenheit
übt auf uns auch einen eigentümlichen seelischen Ein¬
druck aus. Wo und wie können wir die Fülle an¬
packen, um mit ihr praktisch fertig zu werden? Man
muß einmal in sich selbst den Reiz verspüren, den die
Erhebung einer stofflichen Mannigfaltigkeit in die
Höhe sinnvoller Einheit in uns auslöst. Mit einem
Male wird diese Fülle nicht nur begreiflich, sie wird
nicht nur durchdrungen vom „Begriff“ und auf diese
Weise geeint, sie selber scheint außerdem eine innere
Klarheit, eine künstlerische Gestalt, eine- begründete
Wesensform zu gewinnen, ohne die sie ein Opfer ihrer
Vielheit würde und dem Chaos verfiele. Wer aber
vermag diese intellektuelle, moralische und künstle¬
rische Vereinheitlichung zu leisten? Die realistische
Hingabe an die Stoffwelt oder die Formkraft des Idea¬
lismus?
Seinen höchsten Ausdruck findet dieser theore¬
tische und praktische Einigungstrieb in dem Gedanken
an die Existenz Gottes bzw. der Götter. Denn wie
Gott in seiner Macht die Fülle des Seins zusammen¬
faßt, wie er die Vielheit verbindet und bindet, wie
er kraft des von ihm gestifteten Gesetzes der Ordnung
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