Und wie sollten schließlich der Wissenschaft auch
Errungenschaften nicht in formaler, sondern in sach¬
licher Hinsicht vergönnt sein ohne ein aufgeschlosse¬
nes Eingehen auf die Tatsachen? Aus diesem rea¬
listischen Zug ergeben sich alle jene, von uns früher
besprochenen Einwände gegen den Idealismus. Auf die
Notwendigkeit und Berechtigung, sowie auf die Er¬
folge jener Haltung in einer kurzen zusammenfassen¬
den Vergegenwärtigung aufmerksam zu machen,
schien geboten, nicht nur darum, weil wir uns das Ge¬
samtbild des Realismus noch einmal vor die Augen
rücken wollten, sondern weil wir jetzt auch die Kehr¬
seite seiner Vorzüge zu betrachten haben. Wir be¬
leuchten diese aus verschiedenen Quellen sich erge¬
benden Schwächen nicht um eines bequemen Tadels
willen, nicht um den Realismus zu „widerlegen“, son¬
dern um dadurch erstens seine Eigenart möglichst
stark hervorlrelen zu lassen, und zweitens um die Er¬
kenntnis der Notwendigkeit und Überlegenheit seines
idealistischen Gegenspielers vorzubereiten.
2. Die Bindung an und durch die
Erscheinungen.
Ohne Zweifel bildet die Rücksicht auf die Erschei¬
nungen die Hauptquelle für die Förderung unserer
Einsicht in sachlicher Beziehung. Vernachlässigen
wir diese Rücksicht, dann verfällt unsere Erkenntnis
sehr schnell einer Ausdörrung und Verarmung, oder
aber wir huldigen zum Ausgleich für jene Gefahr der
übermäßigen Ausbildung und Betätigung des Form-
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