wissenschaftliche Trachten auf ein .Jenseits” der Er¬
scheinungswelt eingestellt wird.
b) ln dieser realistischen Beschränkung auf die
Welt des tatsächlich Gegebenen läßt sich sogar in dop¬
pelter Hinsicht ein religiöser Zug entdecken. Einmal
eine Demut gegenüber der Unendlichkeit der Wirk¬
lichkeit, die wir hei der Kleinheit, Endlichkeit, Unzu¬
länglichkeit unserer Erkennlniskräfte doch nicht zu
durchmessen vermögen, ln einem Verzicht braucht
sich keineswegs nur eine Schwäche zu äußern; in ihm
kann ebenso gut das ehrfürchtige Verständnis für die
Wirklichkeit der nun einmal gegebenen Verhältnisse
zum Vorschein kommen. Zweitens kann jene Be¬
schränkung gerade aus Liebe und aus Dankbarkeit
für das, was mir gewährt ist, erfolgen. Da breitet sich
das Sein aus in millionenfacher Pracht, in einem über¬
wältigenden Reichtum an äußeren und an inneren
Realitäten. Wie dürften wir uns erlauben, die Fülle
dieser Gegebenheiten „nur als Stoff“ für die formale
Gestaltung durch den Geist anzusehen, mag er nun
unser eigener Geist oder ein metaphysischer Weltgeisl
sein? Die Überzeugung, daß die Erscheinungen nur
Material für ihre Aufnahme und Verarbeitung durch
den Geist seien, ferner ein dieser Überzeugung ge¬
mäßes Verfahren mit den Erscheinungen können gera¬
dezu als eine unreligiöse Überheblichkeit empfunden
werden, als eine Herabwürdigung des Wertes eines
Teiles der Schöpfung und damit eines Teiles des Wer¬
kes Gottes. Die ruhige Hinnahme und Bejahung des¬
sen, was uns durch die Allmacht zuteil geworden ist,
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