Full text: Die Krise des Idealismus

der radioaktiven Substanzen, dann die Schwierigkei¬ 
ten bei der Feststellung der Lichtgeschwindigkeit, 
dann die Quantentheorie, überhaupt die ganze Pro¬ 
blematik der modernen Bewegungslehre, die die Un¬ 
möglichkeit der „apriorischen“ und „idealistischen“ 
Konstruklionsform mit ihrer alten klassischen Sche- 
matik überzeugend darzutun schienen. Es ergaben 
sich Rätsel über Rätsel. Denn die wirklichen Natur¬ 
vorgänge, wie sie sich da auf einmal offenbarten, ge¬ 
horchten ganz anderen Bestimmungen, als die Wissen¬ 
schaft erwartet hatte. Ja, beliebte es ihnen überhaupt, 
irgendwelchen Gesetzen zu folgen? In ihrem Ver¬ 
halten kam vielmehr ein — fast geheimnisvoll anmu¬ 
tendes, irrationales — Moment der Willkür und eines 
beinahe freien Spieles zum Durchbruch, das die rest¬ 
lose Übereinstimmung von auch nur zwei Vorgängen 
verwehrte, je vorbehaltloser die Naturbeobachtung 
den Tatsachen gerecht zu werden und sich an sie her¬ 
anzuschleichen vermochte, desto mehr schwand die 
alte und so angenehme Vorstellung von einer ein¬ 
heitlichen Gesetzlichkeit und gesetzlichen Einheit der 
Natur. Bis hart an die Grenze desjenigen Bildes, das 
das Sein eher als ein von tausend unerklärlichen Kräf¬ 
ten durchquirltes Spiel und Chaos denn als eine ein¬ 
fache und schöne Ordnung schildert, schiebt sich die 
neue Ansicht des Relativismus vor. Schon ein einziger 
Bewegungsvorgang scheint der eindeutigen Einheit¬ 
lichkeit zu entbehren. Deshalb gilt es als sachlich un¬ 
angebracht, ihn als „einen einzigen“ aufzufassen und 
zu bezeichnen. Bereits in anscheinend einfachen Ab¬ 
läufen durchkreuzt sich eine Menge der verschieden- 
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