listischen Sinne geschichtlich zu fühlen und zu über¬
legen begonnen hat, der verspürt dasselbe Hingeris¬
senwerden zum Unendlichen wie der idealistische
Denker. Doch im vollständigen Gegensätze zum Idea¬
listen bedeutet für den realistisch denkenden Histori¬
ker dieses Unendliche nicht die teleologische Einheit¬
lichkeit logisch erfaßbarer Vernunftformen und Ver-
nunftwerte; sie bedeutet ihm nicht die allmähliche,
innerlich klare und allmächtige Entwickelung des Lo¬
gos, sondern die stoßweise hervorbrechende Dämonie
unergründlicher und unerschöpflicher Urkräfte. Des¬
halb vermag auch der moderne, realistisch gestimmte
und durch den Realismus belehrte Historiker nicht
der bekannten Überzeugung Hegels zuzustimmen, ge¬
mäß der das Universum dem Mute des Erkennens kei¬
nen Widerstand leisten und der Wissenschaft seine
Tiefen vor Augen legen werde. Er zweifelt daran, ob
das Universum das Gesetz der Vernunft in sich
trage und demgemäß durch die Vernunft erkennbar
sei. In der Ablehnung der idealistisch-rationalisti¬
schen und rationalistisch-optimistischen Geschichts¬
auffassung gipfelt der Widerspruch der modernen Ge¬
schichtsschreibung gegen die idealistische Geschichts¬
philosophie.
j) Antiidealistische Tendenzen
in der modernen Naturwissenschaft.
Wenn wir unter dem Begriff des „Modernen“ die
gesamte Zeitspanne seit der Renaissance, dem ersten
Humanismus und der Reformation verstehen, dann
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