I.
Das Dasein der Kunst.
1.
Dasein und Gedanke.
Der Stützpunkt des Gedankens und daher jedes Problems und
jeder Untersuchung ist das Daseiende. Man kann ganz allgemein
sagen, daß es durch Tatsachen bewiesen wird; denn jeder Gedanke
bezieht sich immer auf etwas, was zum Problem wird und den
Gedanken durch eben die Tatsache, daß es existiert, anspornt.
Und wenn man auch nur eine einfache Idee oder gar ein Phantasie¬
gebilde oder einen Traum unserer Sinne zu einem solchen Problem
machte, so würde das doch schon die Untersuchung rechtfertigen,
da doch der Sinn besteht, der sich damit beschäftigt. Wenn es sich,
wie einmal bemerkt wurde, nicht um bestimmte Wesen oder um
zufällige Merkmale von ihnen handelt, sondern um abstrakte
Gattungsbegriffe, denen man Wirklichkeit nicht zuschreiben kann,
und denen man keine Bedeutung beimißt, da sie einfache
subjektive Zufälligkeiten ohne jeden Wahrheitswert sind, so ist
die Untersuchung doch gerechtfertigt; denn es liegt eine Beziehung
des Gattungsbegriffes auf die Individuen vor, die so ihrem Gattungs¬
charakter gemäß verstanden werden, und die durch ihre Existenz
dem Gedanken eine Grundlage für die Bildung entsprechender Be¬
griffe oder für Theorien geben, die um sie herum zu errichten
sind. Übrigens kann nach den verschiedenen philosophischen Lehren
das Daseiende etwas Besonderes, oder wie man auch sagt, Indivi¬
duelles, und es kann ein Universelles sein. Die platonische Idee
ist das wahrhaft Daseiende, und jeder Gedanke, der wahrhaft
Gedanke ist, kreist nach Plato um dieses Seiende. Und wenn dem
Gedanken, der etwas zu denken sucht, der Verdacht kommt, oder
wenn es ihm zur Gewißheit wird, daß das Ding, über das er sich
Rechenschaft ablegen will, nicht existiert, so fällt seine Unter¬
suchung; wer aber darauf bestehen wollte, würde früher oder
später merken, daß er sich im Absurden bewegt. Die Untersuchung
kann sich auch an das Unbekannte wenden, das sie zu erkennen