Full text: Philosophie der Kunst

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Das Problem der Kunst. 
zeugung besteht, daß der Kosmos kein mechanisches Spiel materi¬ 
eller Dinge ist, die den Gedanken vernichten würden, indem sie die 
Freiheit unmöglich machen, sondern eben die gleiche geistige und 
freie Wirklichkeit, die in dem Gedanken lebt. 
8. 
Der unendliche Prozeß der Unendlichkeit 
des Geistes. 
Die Grenze besiegen, sich verunendlichen, das haben wir ge¬ 
sehen, heißt das Problem lösen: das heißt denken. Aber woher die 
Grenze und das Problem? Die Grenze ist uns beim Gedanken nicht 
begegnet. Und wie konnte sie dem Gedanken begegnen, denn, um 
ihm zu begegnen, müßte er ja auch denken und daher frei und 
daher unendlich sein! 
Wenn wir die Dinge empirisch betrachten, so muß der Eindruck 
entstehen, die Grenze sei vom Geist in seiner Entwicklung an¬ 
getroffen. Das Kind (und jeder Mensch, so kann man sagen, der 
jeden Tag neu anfängt und über jede neue Welt, in der er sich 
aufhalten soll, neue Erfahrungen macht) glaubt, alles zu wissen 
und alles zu können. Es zeigt der sichere Ton in jeder seiner 
Behauptungen und die sichere Geste des Befehlens in jedem seiner 
Ansprüche. Wenn man es reden läßt, hat es immer recht, wenn 
man es handeln läßt, muß alles und jeder seinem Willen dienen. 
Die Erfahrung erst muß es enttäuschen und es meistern. Und ohne 
den Anschauungsunterricht der Erfahrung zuweilen in Form von 
Hinweisen und Verboten derer, die sich um seine Erziehung be¬ 
kümmern, würde es glücklich in der grenzenlosen Ausdehnung 
seiner eigenen Herrschaft leben. 
Aber diese empirische Beobachtung gründet sich auf eine Basis, 
die keine Stütze hat: auf die Voraussetzung nämlich, die Persönlich¬ 
keit des Kindes sei in jene enge Grenzen eingeschlossen, außerhalb 
derer die Quellen der Erfahrung Zusammentreffen, die das Kind 
über den trügerischen Charakter der von ihm angenommenen 
Unbegrenztheit aufklären werden. Aber es ist klar, daß, wenn diese 
wie jede andere Persönlichkeit wirklich innerhalb der Grenzen ein¬ 
geschlossen werden könnte, in denen die empirische Beobachtung 
sie uns vor Augen führt, es sinnlos wäre, von Unendlichkeit und 
geistiger Freiheit zu sprechen. Wir verbleiben dabei: der Gedanke 
wird nicht von außen, sondern von innen erkannt. Jenseits der 
Persönlichkeit des Kindes erscheinen so nicht Meister noch andere
	        
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