Full text: Philosophie der Kunst

Das philosophische Problem. 
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Im Keim selbst liegt der ganze Organismus; dieser entwickelt sich 
zwar, in der Entwicklung aber bewahrt er all seine Funktionen und 
all seine Organe, mit denen er von Anfang an in vollendeter Weise 
ausgestattet ist. 
5. 
Abstraktheit jeder idealen Rekonstruktion 
der Formen des Geistes. 
Diese Ursprünglichkeit aller Formen des Gedankens in dem 
ursprünglichen oder anfänglichen Absoluten, der der Akt des 
Denkens ist, gibt unserer Behauptung, die Philosophie entstehe 
mit dem Menschen, ihren Sinn. Die Philosophie zwar erscheint, 
wenn man in einer idealen Reihe alle Formen verteilt, die man ge¬ 
wöhnlich im Leben des Geistes zu unterscheiden pflegt, als die 
letzte und endgültige, jenseits deren sich nichts denken läßt, was 
noch einem Bedürfnis des Geistes entsprechen könnte. Eine ideale 
Reihe, sagte ich, weil es sich hier um eine Ordnung von Begriffen, 
nicht um eine geschichtliche Ordnung handelt; diese beiden Reihen 
kann man nicht miteinander vertauschen oder die eine für die 
andere setzen, ohne in beklagenswerte Verwirrungen zu gelangen. 
In der Sprache der exakten Logik kann man bemerken, 
daß die ideale Reihe den abstrakten Logos umfaßt, wo man 
Begriffe bestimmt und sie mit dem Prinzip des Widerspruchs 
besiegelt; sie umfaßt nicht den konkreten Logos, wo die Begriffe 
sich in dem einen Begriff vereinen, der Selbst-Bewußtsein in der 
Bewegung und daher Geschichte ist. Für diese gibt es keinen 
Zweifel, daß auf die Philosophie — d. h. auf das, was man für 
Philosophie hielt — geistige Formen folgen, die sich als Kunst 
oder als Praxis oder als Wissenschaft, nicht aber als Philosophie 
werten lassen. Und es scheint, als sei das Leben des Geistes, was 
ebenfalls von uns gesagt wurde, ein Sichdrehen in einem unab¬ 
lässigen Kreis, wie es der närrische Hund im Nachjagen nach seinem 
eigenen Schwanz tut. Ein unsinniges Kreisen des Geistes, weil am 
Ende der logische Grund fehlt, zum Anfang zurückzukehren, wenn 
Anfang und Ende nicht identisch sind. 
Eine ideale Rekonstruktion der Formen des Geistes ist nur 
möglich, wenn man sich an den strengen Begriff ihres formalen 
Charakters anschließt, und in ihrer Abstraktheit können sie uns 
von der historischen Entwicklung, in der ihre wirkliche oder 
scheinbare Wiederkunft sich verwirklicht, nicht Rechenschaft ab- 
legen. Philosophie ist stets Philosophie eines bestimmten Inhalts,
	        
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