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Das Problem der Kunst.
Erörterung stehend angenommen hatte. Das will sagen: immer
dann, wenn sich eine Bestimmung als irrig erwies, mußte in der
Diskussion die Tatsache, die diese Definition zuließ, als nicht
existierend erklärt und nachgewiesen und es mußte von Anfang
an der Gedanke zu der Überzeugung gebracht werden, er habe die
Tatsache in Wirklichkeit nicht erfaßt, von der er glaubte, er habe
sie mit einem einzigen Zug und einem einfachen Augenaufschlag
als solide Grundlage des zu errichtenden Gebäudes gesetzt.
Mit all diesen Ausführungen soll nicht gesagt sein, man müsse
von einer Tatsache nicht ausgehen; aber unmöglich kann man von
einer Tatsache ausgehen, die nicht Begriff ist, und eine schlüssige
Untersuchung auf rein empirischem Boden anzustellen, kann nur
dann möglich erscheinen, wenn man die Dinge in Bausch und
Bogen behandelt.
3.
Unmittelbarkeit der Erkenntnis als
T atsachenerkenntnis.
Das alles liegt klar zutage, so scheint es, und man könnte es
als Zeitverlust ansehen, sich dabei aufzuhalten. Und doch kann
man wetten, daß der Empirist und der Wissenschaftler sich nach
solchen Betrachtungen, seien sie auch noch so naheliegend, nicht
für besiegt erklärt; denn nie wird sich jemand den Gründen eines
andern fügen, die, falls wirklich Gründe, Vernunftgründe sind,
wenn er nicht vorher seinen Standpunkt wechselt, der ihn die
Vernunftgründe nur als die Gründe eines andern, und nichts mehr,
werten ließ. Und der empirische Standpunkt, der Standpunkt jedes
Wissenschaftlers, ist, wie wir sagten, der, daß das Objekt des Er-
kennens der Kenntnis vorangeht, die der Mensch sich von ihr ver¬
schaffen kann, und daß das Objekt in diesem Sinne eine Tatsache
ist. Wer bei dieser Gedankenhaltung beharrt, kann auch zugeben,
daß man die Tatsache nicht von ihrem Begriff ablösen kann; dieser
Empirist aber wird geneigt sein einzuwerfen, daß nicht die Tat¬
sache auf den Begriff, sondern der Begriff auf die Tatsache hin¬
weist. Je weiter man daher in der Deutung fortschreitet, um so
mehr vergewissert man sich des Erfaßten; aber der Grund des
Interpretationsvorganges findet sich immer in dem Erfaßten, in
der Tatsache vor, die in ihrer unmittelbaren Stellung diesseits
der subjektiven Arbeit des Gedankens dasteht und daher ihn
anreizen, ihn vorwärtsstoßen und ihn die Notwendigkeit einer