18
Das Problem der Kunst.
lerische Aktivität im Systeme des Geistes und damit der ganzen
Welt überhaupt einnimmt. Und damit beweisen sie die Notwendig¬
keit und das unleugbare Dasein der Kunst, wenn sie nicht die
selbstverständliche Voraussetzung preisgeben wollen, daß der Geist
— d. h. das All — existiere und nicht nicht-existieren könne.
Wenn sich übrigens die meisten vornehmen, sich nur auf eine
Untersuchung des Wesens der Kunst zu beschränken und die meta¬
physische Frage nach ihrem Weshalb und nach ihrem Ursprung zu
vermeiden, so kommt das deshalb, weil ihnen die Straße, auf der
sie mit einer solchen Untersuchung vorangehen müßten, ohne
Ausweg zu sein scheint. Und es erscheint ihnen so, weil es ihnen
nicht gelingt, jene Einheit von Wesen und Begriff wahrzunehmen,
in der die Lösung liegt, und auf die wir vorher verwiesen haben.
Kurz, sie sehen die Straße nicht, und so ist es auch verständlich,
daß sie es vorziehen, stehen zu bleiben. Da aber das wahre Wesen
eine Einheit mit dem Begriff bildet, so wird das Ergebnis ihrer
Arbeit notwendig eines oder das andere sein: entweder finden sie,
was sie nicht suchten, nämlich weshalb, und nicht nur, was Kunst
sei — oder sie finden auch das nicht, was zu suchen sie unter¬
nahmen. Das wäre leicht mittels einer geschichtlichen Analyse
zahlreicher ästhetischer Systeme und Systementwürfe zu beweisen.
Die Notwendigkeit zu begreifen, daß das Problem der Kunst
sich an den drei von uns angezeigten Momenten darstelle, wird sich
an Hand der Betrachtungen noch deutlicher zeigen, die in den
folgenden Kapiteln vorgenommen werden sollen.
II.
Das empirische Problem.
1.
Empirische Erkenntnis und Empirismus.
Empirisch ist das Problem der Kunst, soweit es vom empirischen
Kunstbegriff ausgeht; denn auch auf dem Boden des Empirismus
begegnen wir der Kunst, und der Gedanke, der ihr begegnet, kann
ihrer nur gewahr werden, indem er sie denkt, d. h. indem er sie
in seinen Begriff hineinbezieht. In dem vorangegangenen Kapitel
haben wir festgestellt, daß es kein naives und nicht-reflektieren-
des Bewußtsein gibt, das nicht irgendeinen Begriff von der Kunst
besäße.