Full text: Philosophie der Kunst

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Das Problem der Kunst. 
lerische Aktivität im Systeme des Geistes und damit der ganzen 
Welt überhaupt einnimmt. Und damit beweisen sie die Notwendig¬ 
keit und das unleugbare Dasein der Kunst, wenn sie nicht die 
selbstverständliche Voraussetzung preisgeben wollen, daß der Geist 
— d. h. das All — existiere und nicht nicht-existieren könne. 
Wenn sich übrigens die meisten vornehmen, sich nur auf eine 
Untersuchung des Wesens der Kunst zu beschränken und die meta¬ 
physische Frage nach ihrem Weshalb und nach ihrem Ursprung zu 
vermeiden, so kommt das deshalb, weil ihnen die Straße, auf der 
sie mit einer solchen Untersuchung vorangehen müßten, ohne 
Ausweg zu sein scheint. Und es erscheint ihnen so, weil es ihnen 
nicht gelingt, jene Einheit von Wesen und Begriff wahrzunehmen, 
in der die Lösung liegt, und auf die wir vorher verwiesen haben. 
Kurz, sie sehen die Straße nicht, und so ist es auch verständlich, 
daß sie es vorziehen, stehen zu bleiben. Da aber das wahre Wesen 
eine Einheit mit dem Begriff bildet, so wird das Ergebnis ihrer 
Arbeit notwendig eines oder das andere sein: entweder finden sie, 
was sie nicht suchten, nämlich weshalb, und nicht nur, was Kunst 
sei — oder sie finden auch das nicht, was zu suchen sie unter¬ 
nahmen. Das wäre leicht mittels einer geschichtlichen Analyse 
zahlreicher ästhetischer Systeme und Systementwürfe zu beweisen. 
Die Notwendigkeit zu begreifen, daß das Problem der Kunst 
sich an den drei von uns angezeigten Momenten darstelle, wird sich 
an Hand der Betrachtungen noch deutlicher zeigen, die in den 
folgenden Kapiteln vorgenommen werden sollen. 
II. 
Das empirische Problem. 
1. 
Empirische Erkenntnis und Empirismus. 
Empirisch ist das Problem der Kunst, soweit es vom empirischen 
Kunstbegriff ausgeht; denn auch auf dem Boden des Empirismus 
begegnen wir der Kunst, und der Gedanke, der ihr begegnet, kann 
ihrer nur gewahr werden, indem er sie denkt, d. h. indem er sie 
in seinen Begriff hineinbezieht. In dem vorangegangenen Kapitel 
haben wir festgestellt, daß es kein naives und nicht-reflektieren- 
des Bewußtsein gibt, das nicht irgendeinen Begriff von der Kunst 
besäße.
	        
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