4
Das Problem der Kunst.
bestimmten Gegenstand oder eine besondere Gruppe von Er¬
fahrungsobjekten umfaßt. Soweit es sich erhebt und das Denken
es als ein wirkliches Problem anerkennt und die Notwendigkeit
seiner Lösung empfindet, um weiter auf seinem Weg fortzuschreiten,
d. h. auf dem Prozesse der begrifflichen Durchdringung seiner Er¬
fahrung, in welcher sein Leben sich entwickelt, so ist es nicht
das Problem einer bestimmten Sonderwissenschaft, sondern ein
philosophisches Problem. Sonst wäre es nur bloße Neugier.
Der gute Beobachter wird leicht bemerken, daß die wissenschaft¬
liche Untersuchung im strengen Sinne zwischen bloßer Wißbegier
und ernster Problematik schwankt, indem sie über Fragen hinaus¬
schreitet, die zufällig sind, soweit sie Einzeldinge betreffen und so
zum Sonderbereich einer Einzelwissenschaft gehören; jedoch werden
diese Fragen für jeden ernsten Forscher insoweit immer mehr zu
zwingenden Fragen, als die eine sich an die andere knüpft, ein
System bildet und ihre Gesamtheit den Weltbegriff errichtet, dem
der Gedanke des Forschers sich zuwendet; diese Welt aber ist
hinsichtlich seiner Untersuchung, in die es sich mehr und mehr zu
vertiefen gilt, um sie mit Kraft und Ernst und der Fülle kritischen
Überlegens durchzuführen, in der ihr eigentümlichen Gestalt die
gleiche, die die Welt der Philosophie ist.
Tatsächlich ist, wie wir aus anderem Anlaß schon bemerkten,
die. Sonderwissenschaft Wissenschaft nur vom Standpunkt der
Philosophie, die ihre Grenze kennt; aber sie ist vom wissenschaft¬
lichen Standpunkt aus Philosophie. Für den, der sie in die Tat
umsetzt, ist sie nicht mehr noch weniger als Philosophie; sie ist
ihm ein Sondergebiet und daher nicht mehr Philosophie, wenn
sie überwunden ist, weil der Gedanke sich dann einem weiteren
Horizonte zuwendet. Eine Wissenschaft, die ihre Grenzen kennt,
begegnet sich mit der Philosophie. Man weiß: die Welt, in der
jeder von uns lebt, und von der sein Denken erfüllt ist, kann
klein oder groß sein; die kleine Welt aber wird groß für den, der sie
nie verlassen hat und in seinem Geiat eine größere nicht kennt. Wer
sich der Kleinheit der Welt, in der er lebt, bewußt wird, zeigt,
daß er zum mindesten gedanklich aus ihr bereits herausgetreten
ist. Es ist ja in Wirklichkeit nicht die Welt, die klein oder groß
ist; sondern es ist der Gedanke, der ständig wächst und größer
wird und so große und kleine Menschen unterscheidet, Philo¬
sophen und Wissenschaftler oder wissenschaftliche Philosophen und
reine Wissenschaftler, und der findet, daß der „purus mathe-
maticus“ ebensowenig Mensch ist wie der reine Philologe, der