fluß von Subjekt- und Sinngesetjen sich anders abspielen, als sie
sich abspielen würden, wenn sie sich selbst überlassen wären als
physikalisch-chemische Vorgänge, so nämlich, daß sie Ausdruck und
Zeichen seelischer Inhalte werden. Dann ist zwar von einem „phy¬
sikochemischen“ Parallelismus nicht mehr die Rede, wohl aber
könnte man eben in diesem „anders“ den Ausdruck der seelischen
Führung sehen und von einem Parallelismus dieses „anders“ mit
dem seelischen Inhalt sprechen, so wie man auch sonst von einem,
wenn auch nicht eindeutigen Parallelismus von Ausdruck und Inhalt
spricht, von einer im Fall der glücklichen Lösung des Ausdruckspro¬
blems sogar adäquaten Entsprechung. Dennoch gilt auch hier, daß
das sich Ausdrückenwollen vor dem Ausgedrückten den Primat hat
und daß also Parallelismus in diesem Sinn die Wirkung psychischer
Intentionen ist bei aller Anerkennung der „stofflichen“ Teilursache
andrerseits. Die Möglichkeit eines psychophysischen Parallelismus
in diesem Sinn, eines sekundären Parallelismus also, der sich erst
durch die verfeinerte Wechselwirkungslehre als Produkt aus „Ma¬
terie“ und „Form“ ergibt, um Aristotelische Ontologie zu verwen¬
den, dürfte Driesch eben veranlaßt haben, den abgelehnten und ab¬
zulehnenden Parallelismus „psychophysikalisch“ zu nennen.
Wir unterschreiben also die Worte, mit denen G.Wolff seinen Bei¬
trag zum „Lebensproblem“ — „Über Leben und Seele“ — schließt:
„Der Parallelismus soll gegenüber der Lehre von der Wechsel¬
wirkung den Vorzug haben, daß er die Lückenlosigkeit in der kau¬
salen Kette bewirkt. In Wirklichkeit verringert er die kausale Ver¬
ständlichkeit.“ . . . „Die Wechselwirkungslehre ist also die einzige,
welche biologisch möglich ist; zwar ist zuzugeben, daß wir nicht ver¬
stehen, wie Körperliches und Seelisches aufeinander wirken kön¬
nen. Aber verstehen wir denn, wie Körperliches auf Körperliches
wirken kann?“ Damit ist der meist gehörte Einwand gegen die
Wechselwirkungslehre, allerdings nur negativ, abgewebrt. Wir wer¬
den in einer Erörterung über die Feinstruktur des Problems, nach¬
dem wir uns für die Wechselwirkungslehre und damit noch einmal
auch gegen den Mechanismus in Bezug auf das Lebensproblem ent¬
schieden haben, auf die Konsequenzen und die Aussichten und die
Möglichkeiten eines Verstehens zurückkommen. Hier begnügen wir
uns, auf einen in gleicher Richtung gehenden Sa§ aus einer neueren
Arbeit von Friedrichs13, auf die wir in späterem Zusammenhang noch
einzugehen haben, hinzuweisen, den Sa§ nämlich, daß die Wechsel¬
wirkung als solche Tatsache ist. Fragen wir uns, warum sie denn
trotzdem so großen Widerstand gefunden hat, so erhalten wir die für
alles Kommende aufschlußreiche Antwort: 1. Weil schon seit Geulinx
13 Die hochdimensionale Ordnung des Lebens, 1943.
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