kann wörtlich wahr sein, daß zwei Personen mit gleichen Worten
nicht genau dasselbe sagen, so daß trotz gleicher physischer Reize
dieselben Worte zu entgegengesetzten Effekten führen, und schon ein
und dieselbe Person kann einen und denselben Satz im Ernst oder,
kaum oder gar nicht unterscheidbar, aber aus dem Sinnzusammen¬
hang entnehmbar, in ironischem Sinn sagen und damit also Gegen¬
teiliges meinen und beim andern gegenteilige Wirkungen auslösen —
falls die Ironie verstanden wird. 3. Um eine Entsprechungsmöglich¬
keit der, wenn sie physikochemisch ablaufen, nach ihren, aber nicht
nach unseren Sinngesetzen ablaufenden nervösen Vorgänge etwa
beim Denken herzustellen, versuchte die „Psychologie ohne Seele4'
das Denken auf Assoziationen zurückzuführen, die zwischen den
Engrammen bestünden. Aber das geht weder physikalisch noch psy¬
chologisch; physikalisch würde es daran scheitern, daß die (Photo¬
grammen oder Grammophonplatten analog zu denkenden) En¬
gramme durch immer neue Eindrücke ausgelöscht würden und ver¬
wischt werden müßten, daß in einem dreidimensionalen System gar
nicht soviele Verbindungen da sein könnten, als gefordert werden
müßten, — Argument der „Mächtigkeit14 — und daß die Ansprech-
barkeit der Gedächtnisresiduen nicht auf Grund eindeutiger Ein¬
drücke, sondern sehr veränderlicher Gestalten und oft nur topologi¬
scher Ordnungen erfolgt — Erich Becher hat speziell in seinem Buch
„Gehirn und Seele41 (1911) diese Einwände überzeugend dar¬
gelegt —; psychologisch scheitert es daran, daß der Denkprozeß als
nicht auf Assoziationen zurückführbar erwiesen wurde.
Zu 4. Wenn schon zu konkreten Vorstellungen oder selbst zu All¬
gemeinvorstellungen, die auf erstere zurückgehen, entsprechend
materielle Konstellationen und Abläufe noch als natürlich gedacht
werden könnten, welche physischen Prozesse sollen dann auf Grund
physikochemischer Herkunft den Bedeutungsgestalten wie „wenn . . .
so14, „nein44 (non, no), „warum44 (cur, why . . .), welche den Gedan¬
ken „es gibt unendlich viele Primzahlen44, „es gibt vollkommene
Zahlen44 (die die Summe aller ihrer Teiler sind z. B. 28 = 1 -f 2 +
4 + 7+14) entsprechen? Die Worte sind hier nichts als konventio¬
nell geschaffene Zeichen für die Gedankeninhalte; den Wörtern als
Lautempfindungen mögen physische Zustände und Vorgänge ent¬
sprechen, aber was entspricht dem sehr vielfältig ausdrüdkbaren
inneren Gehalt, dem Bedeutungsverständnis selbst? Und endlich
und nicht zuletzt
5. Erlebnisse sind wesensmäßig subjektbezogen, was entspricht
im Physischen dem Subjekt? Wenn wir uns damit helfen wollen, daß
im Sinne des universellen Parallelismus die Zellen, Moleküle, Atome,
Elemente selber Subjekte sind, die das an ihnen sich vollziehende
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