Bald darauf, am 16. April 1941 ist Hans Driesdi entschlafen. Im Jahre
1946 ist ihm sein Freund Curt Herbst nadigefolgt.
Zum Schluß sei auf den schönen Nachruf hingewiesen, den E. Ungerer in
„Naturwissenschaften“ 1941 Heft 31 veröffentlicht hat: Hans Driesdi, der
Naturforscher und Naturphilosoph. Siehe audi in Philosophischen Jahr¬
büchern 57 (1947) die Würdigung Driesdi’s durch Georg Siegmund. Dazu
im gleichen Jahrbuch Kurt Driesdi: Hans Driesch als Mensdi.
Ich sehe eine Art Sinn darin, daß ich in Veröffentlichungen zweimal in
unmittelbare Nadibarschaft mit Driesdi gekommen bin, beide Male im
Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellsdiaft:
1939 Hans Driesdi, Kausalismus und Vitalismus.
A. M., Schopenhauer und die Chemie.
1941 H. Dr., Die Formen des Erkennens und der Erkenntnistheorie.
A. M„ Gedanken über das Wirken in der Natur.
Ein Verzeichnis von Driesch’s Schriften findet sidi in der Zeitsdirift für
philosophische Forschung l (1947) S. 387. Es fehlt hier die zuletjt genannte
Driesdi-Sdirift.
Nachwort
Die sachliche Übereinstimmung zwischen Driesdi und mir ist stärker, als
es in den brieflidien Auseinandersetjungen wiederholt scheinen konnte;
zumeist handelt es sidi in den Differenzen nur um die Frage zweckmäßigster
Darstellungsmethodik oder Begriffsdefinition. Einig sind wir darin, daß im
Lebenden — d. h. in Pflanzen- und Tierwelt — eine Gesetjmäßigkeit auf-
tritt, die sidi physiologisch-chemisch (Driesch sagt statt dessen „mechanisch“,
„strukturell“, konstellationsmäßig) nicht hinreidiend beschreiben läßt; er
spricht darum von vitalistisdier Eigengesetjlichkeit, ich von einer Ober-
gesetjlichkeit des Lebens. Driesch knüpft diese „Eigengesetjlichkeit“ an den
Begriff einer ganz-machenden ,inserierenden, koordinierenden, suspendie¬
renden Entelechie, wobei er den Anschein einer unzulässigen Verding¬
lichung oder Personifizierung nidit völlig vermeidet.
Ich akzeptiere den Ausdruck „Entelechie“ (von Driesdi zuweilen audi als
„Psydioid“ bezeichnet), indem idi ihn als gleichbedeutendes Figment gegen¬
über anderen Wortausdrücken wie Physis, Archeus, Bildungskraft,
Lebenskraft, große Vernunft des Leibes setje und in Analogie zu mensch¬
licher Willenskraft einerseits, zu katalytischer Kraft andrerseits bringe.
Driesch hätte sich seine Werbung für den Entelechiebegriff erleichtern
können, wenn er ihn gegen den Begriff des „Chemismus“ statt des „Mecha¬
nismus“ abgegrenzt hätte; sdion Chemismus, obwohl er es gleichfalls mit
„Struktur“ zu tun hat, folgt nicht durchaus den Gesehen klassischer und
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