Begriffe der Ganzheit und der Summe hat. Die makrophysikalische
Wirklichkeit ist eine Summe, d. h. eine Mannigfaltigkeit ohne inne¬
ren Zusammenhang — ein Haufen von Sandkörnern, eine chaotische
Verteilung von Himmelskörpern sind Musterbilder solcher Sum¬
men — oder ein System, dessen Beständigkeit und dessen Verän¬
derungen Resultanten aus den Kraftbeziehungen zwischen den
Teilen sind; sind diese aufeinander einheitlich abgestimmt, auf einen
sinnvollen Effekt hin, so liegt eine Maschine vor. So ist es, wenn
wir die Beziehungen materieller Körper im Großen betrachten. Aber
die Makrogebilde sollen sich ja selbst aus Elementarbausteinen zn-
saminenseljen und ihnen gegenüber sind sie in gewisser Beziehung
doch noch mehr als Summe und System; die Aktualisierung der
Elementarteilchen und ihre Bahnen werden durch ein ihnen über¬
geordnetes Ne$ von Wahrscheinlichkeitsbedingungen bestimmt und
aus diesen ergibt sich für eine große Zahl erst das makrophysika¬
lische Gese§; durch die Wirksamkeit dieser Wahrscheinlichkeits-
gese^e ist der materielle Körper im Großen also dennoch mehr als
nur eine Summe von Elementarbausteinen. Man könnte sagen, die
Elemente unterstehen einer übergeordneten Führung, die sie we¬
nigstens an einen Wahrscheinlichkeitsrahmen bindet, einer Art
materieller „Entelechie“ also, wir wollen das Wort wagen, oder
eines Kollektivwillens, den wir als Träger des Wahrscheinlichkeits¬
feldes ansprechen müßten. Atome und Moleküle aber stehen zwischen
Elementarteilchen und dem makrophysikalischen Gebilde, sie sind
echte Gestalten aus den Elementen, die in ihnen auf eine besondere
Weise verbunden sind, ohne daß sie darum völlig ihren Spielraum
verlören und maschinenhaft gebunden wären47.
Eine Analogie mit dem Reich des Lehens liegt nun nahe:
Anorganisches Reich
Organisches Reich
individuelle Elementarteilchen
überindividuelle Wahrscheinlich¬
keitsfelder („Materieentelechie“)
echte Ganzheiten (Atom, Molekül)
Zellen als elementarste organische
Ganzheiten
allgemeinste Lebensentelechie als
Bildnerin organischer Substanz
vielzellige Organismen
makrophysikalische Gebilde:
Maschinen
resultantenhafte Systeme
Haufen, Summen
makrobiotische Gebilde:
Tierstaaten, Symbiose
Wechselwirkungen im
„Haushalt“ der Natur
Massen
47 Es empfiehlt sich, noch weiter zu gehen: Atome und Moleküle sind Gebilde,
Ganzheiten, in denen die Elemente nicht mehr (oder noch nicht) in voller In¬
dividualität, sondern erst oder nur in einer Potentialität oder doch in einem
Zwischenzustand zwischen individueller Aktualität und Potentialität sind.
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