Margarete Driesch
Das Leben von Hans Driesch
Als mein Mann, Hans Driesch, am 16. April 1941 seine Augen für
immer schloß, endete ein selten harmonisches und reiches Leben. Ich
will versuchen, es kurz zu schildern.
Hans Adolf Eduard Driesch wurde am 28. Oktober 1867 geboren.
Seine Eltern waren der Hamburger Kaufmann Paul Driesch und
Josefine, geborene Raudenkolb; ihre Ehe war eine sehr glückliche,
aber sie blieb lange kinderlos. Vierzehn Jahre lang! In diesen Jahren
reiste das Ehepaar Paul Driesch sehr viel. Es liegen darüber reizend
anschaulich geschriebene Tagebücher, auch Gedichte, von Josefine
Driesch vor. Zum Teil verband Paul Driesch Einkäufe und Verhand¬
lungen für sein Geschäft mit diesen Erholungsreisen. Seine Firma,
Paul Driesch, besteht unter diesem Namen noch heute in Hamburg.
Es ist ein Großhandel mit Gold- und Silberwaren. So kaufte er oft
in Brüssel und Paris, aber auch in Pforzheim ein, und exportierte
dann, unter anderem, nach Dänemark; aber auch viele Juweliere und
andere einschlägige Geschäfte innerhalb Deutschlands wurden von
diesem Hamburger „En gros“-Geschäft, wie cs damals hieß, beliefert.
Als nach 14 Jahren der Wunsch nach einem Kinde in Erfüllung
gehen sollte, hegab sich das Ehepaar nach Kreuznach wegen des
milderen Klimas. Frau Josefine Driesch, 5 Jahre älter als ihr Mann
und schon Anfang Vierzig, sollte, so wünschte es ihr Mann, nicht in
dem nördlich rauhen Hamburger Klima ihr Kind zur Welt bringen.
So geschah es, daß mein Mann nicht in Hamburg, seiner Vaterstadt,
sondern in Kreuznach zur Welt kam. Er war ein gesundes kräftiges
Kind. „Ein schöner Knabe“, wie sein Vater in einem Brief an einen
Hamburger Freund schrieb. Im gleichen Brief steht, daß Paul Driesch
nun ein Haus mit großem Garten in Hamm bei Hamburg gekauft
habe, wo das Kind aufwachsen sollte. Es kam leider ganz anders: Die
väterliche Freude an seinem kleinen Sohn (es existiert ein liebes Bild¬
chen von Vater und Sohn aus dem zweiten Lebensjahr meines Mannes)
durfte nur von kurzer Dauer sein. Im selben Sommer, 1869, erkrankte
Paul Driesch in Ostende an den Blattern, die er sich kurz vorher in
Brüssel, wo diese Epidemie damals herrschte, geholt hatte. Nach
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