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I. Einleitung.
das Denken sie fordert und setzt, an und für sich aus.
Aus mannigfachen Komplikationen der genannten Grund¬
bestimmungen entsteht erst 6. das Ding mit seinen Merk¬
malen und 7. die Relationen der Beharrung und des Wechsels,
auf die sich die Begriffe Substanz und Ursache gründen.
Auf die Verknüpfung aller solcher Bestimmungen endlich
beziehen sich 8. Begriffe wie die des Möglichen und Not¬
wendigen sowie des Wirklichen oder Existierenden, welche
durchaus nur die Stufe der Erkenntnis, nicht etwas be¬
zeichnen, das im Gegenstände abgesehen von der Erkenntnis
zu suchen wäre. Auch Wirklichkeit, Tatsächlichkeit ist
eine Denkbestimmung und zwar von höchster Komplexion.
Endgültige Tatsache wäre erst das allseitig Bestimmte-,
allseitige Bestimmung aber widerstreitet geradezu dem
Charakter der Unvollendbarkeit, der der empirischen Er¬
kenntnis eignet. Tatsachen sind nicht gegeben, noch im
absoluten Sinne für empirische Erkenntnis überhaupt er¬
reichbar.
§ 4. Objektivität der Erkenntnis.
Auf die Abhängigkeit aller Bestimmungen des Gegen¬
standes von den Formgesetzen des Denkens gründet sich
die Behauptung des „subjektiven Idealismus“, daß die
ganze Welt der Objekte nur im Bewußtsein des Subjekts,
mithin nur in unserer Vorstellung existiere. Denn Er¬
kennen sei Denken, Denken eine Weise des Bewußtseins
(Vorstellung), dem Bewußtsein aber sei die Beziehung auf
ein Ich, dem etwas bewußt ist, wesentlich. Indessen kommt
erstens das individuelle Bewußtsein hier überhaupt nicht
in Frage. Gerade dem Denken ist es vielmehr eigentüm¬
lich, seinen Inhalt objektiv zu setzen, d. h. als geltend
nicht bloß für dieses und dieses individuelle Bewußtsein,
sondern für ein denkendes Bewußtsein überhaupt. Zweitens,
eben weil auf der Setzung im Denken erst aller Begriff
vom Gegenstand beruht, so kann auch nicht der Gegensatz
des Objekts und Subjekts vor der Erkenntnis voraus gesetzt
und von ihm aus, als ob er für sich feststände, die Er¬
kenntnis als subjektiv in einem die Objektivität aus¬
schließenden Sinne beurteilt werden. Drittens aber wird
durch dieselbe Einheit der Beziehung, welche die Objek¬