P. Synthetischer Teil. II. Mathematische Physik. 67
diesem die Identität in allen mit ihm vorgehenden Ver¬
änderungen zu garantieren, sondern daß die verlangte Iden¬
tität rein in dem Grundbestände der Veränderung selbst
gesucht wird. Die Übertragung eines Körpers von Stelle
zu Stelle im Raum ist in der Tat aus sich nicht logisch
verständlicher als eine Änderung innerer Eigenschaften,
sondern sie wird selbst erst damit verständlich, daß sie als
Wanderung der Energie begriffen wird. Nur das sinnliche
Vorurteil ist es, welches die Bewegung eines Körpers aus
sich verständlich erscheinen läßt. Diesem Vorurteil kommt
es allerdings zustatten, daß Bewegung im Raum zugleich
mathematisch darstellbar ist. Aber was nun das sei, was
da im Raume sich bewegt, darauf gibt bloße Mathematik
keine Antwort mehr. Im Raume vorhanden und beweglich
ist aber nicht bloß Masse und Geschwindigkeit wägbarer
Körper, sondern ebensowohl Licht, Wärme, Elektrizität,
Magnetismus; sie repräsentieren also ebensowohl Bewegung
im Raume und sind ebensowohl auch mathematischer Dar¬
stellung fähig. Erst aus den Gleichungen der Physik ist zu
bestimmen, welche Faktoren in den Veränderungen der Natur
wirklich konstant bleiben. Diese Gleichungen aber wissen
durchaus nichts anderes den Punkten des Raumes von Punkt
zu Punkt der Zeit zuzuordnen als bewegungbestimmende
Faktoren; zuletzt also., „ist“ nichts anderes im Raume als
Bewegung, nicht als Übertragung sinnlich wahrnehmbarer
Körper, sondern als Übertragung von Energie. In der kon¬
sequenten Durchführung dieser Ansicht sind die spezifischen
Sinnesempfindungen immer unwesentlicher geworden, ja
gänzlich ausgeschaltet. Auch hat sich die scheinbare Vielheit
der Energiearten mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits auf
zwei, die mechanische und die elektrische Energie reduziert,
auf deren letzte Vereinigung nach den jüngsten Forschungen
gute Aussicht vorhanden ist; während die Zurückführbarkeit
der gesamten Physik auf bloße Massenübertragung durch
eben diese Forschungen mehr als fraglich geworden ist.
Darf hiernach der Satz von der Erhaltung der Energie
als die befriedigendste Lösung des Substanzproblems an¬
gesehen werden, so kommt dem sogenannten zweiten Haupt¬
satz der Energetik die logische Bedeutung zu, die Kausali¬
tät der Naturvorgänge zu einem schärferen Ausdruck zu
bringen. Er besagt wesentlich, daß alle Veränderung in
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