Full text: Logik

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II. Elementarlehre. 
Geordnetes), so betrifft das einzig unterscheidende Merkmal 
des Nacheinander: daß mit dem Eintritt jedes folgenden 
Glieds das vorige „vergangen“, d. h. nicht mehr ist, also 
die Momente der Zeit sich in der Existenz ausschließen, 
eben nicht die bloß mathematischen, sondern die Existential- 
bestimmungen der Zeit. Hinsichtlich jener ist kein Unter¬ 
schied, sondern jedes einzelne Merkmal der eindimensionalen 
(reellen) Zahlreihe trifft auf die Zeit unverändert zu. Sie 
teilt mit ihr die Merkmale (§ 22) der Notwendigkeit, All¬ 
gemeingültigkeit, Einzigkeit, Unendlichkeit, Homogeneität; 
auch das Merkmal, daß jede Stelle der Reihe die ganze 
Reihe involviert: ein jeder Zeitpunkt ist bestimmt durch 
sein Verhältnis zum Vorher und Nachher, und zwar beider¬ 
seits ins Unendliche. Der Null als absolutem Ausgangs¬ 
punkt der Zählung entspricht das Jetzt als im gleichen 
Sinne absoluter Ausgangspunkt jeder Zeitsetzung; aber auch 
relativ kann von jedem beliebigen Zeitpunkt, als wäre er 
jetzt, also als relativem Nullpunkt, vor- und zurückgerechnet 
werden. Vor und zurück, denn vom absoluten Jetzt aus 
und ebenso von jedem relativen verläuft zwar die Zeit, wie 
die Zahl von der Null aus, der absoluten oder irgendeiner 
relativen, an sich nur in einziger Richtung; eine rückläutige 
Zeitbetrachtung kehrt nicht den Zeitlauf um, sondern den 
Zeitinhalt; es wird in dieselbe Stellenordnung 0, 1, 2 . . . 
der Inhalt nur in umgekehrter Folge gesetzt; aber mit der 
Grundrichtung ist zugleich die Gegenrichtung gegeben, in 
dem Sinne, wie jedes Verhältnis im Ausdruck umkehrbar 
ist. Dagegen findet eine Mehrheit von Richtungen, welche 
etwa der komplexen Zahl Anwendung gäbe, bei der Zeit 
so wenig statt wie eine wirkliche Umkehrung der Richtung. 
Es wäre unrichtig, die Gleichzeitigkeit eine zweite Dimension 
der Zeit zu nennen: zwei Zeiten sind nicht im Zeitsinn 
zugleich; im Zeitsinn zugleich ist eben nur, was unter 
identische Zeitbestimmung fällt. Ein Unterschied gegen¬ 
über der Zahlordnung kann auch darin nicht gefunden 
werden, daß allen bestimmten zeitlichen Setzungen, welche 
wesentlich Diskretionen sind, die Zeit selbst als einiges, 
stetiges Gebilde zu Grunde liegend gedacht wird und ge¬ 
dacht werden muß. Denn im gleichen Sinne ordnet sich 
auch das Zahlkontinuum gleichsam als Gattung den be¬ 
stimmten Zahlsetzungen über, die als solche diskret sind
	        
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