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II. Elementarlehre.
Unendlichkeit der Zahl, daß das Verfahren der Zählung
schrankenlos zu Gebote steht. Darin bestätigt sich nur
der Charakter der quantitativen Synthesis als eines dis¬
kursiven d. h. vom willkürlich gewählten Anfang Schritt
um Schritt gesetzmäßig fortgehenden Denkverfahrens. Die
numerische Einheit besagt die Setzung des Denkanfangs,
die Mehrheit die in sich unbeschränkte Fortsetzbarkeit des
Verfahrens, die Allheit den Abschluß allemal auf gegebener
Stufe, der die bis dahin gewonnene Erkenntnis zusammen¬
faßt, um von ihr als neuem Anfang in neuem Fortschritt
zu neuen Haltpunkten, und so ohne Schranken weiter zu
gehen.
§ 13. Das Denkverfahren der Qualität.
Das Denkverfahren der Qualität beruht darauf, daß
das Mannigfaltige der Erkenntnis sich dem Blicke des
Geistes in einer gedanklichen Einheit vereinigt und so ein
Etwas, als ein bestimmter Inhalt des Denkens, sich feststellt.
Es gliedert sich wiederum in drei Stufen, die denen der
Quantität genau parallel gehen.
1. Die Identität, die als qualitative Einheit, Einerlei-
heit, der numerischen Einheit im Gebiete der Quantität
entspricht. Sie ist, in Gestalt des Identitätsprinzips, als
Grundbedingung des Begriffs und Urteils überhaupt in der
Logik anerkannt. Nur ist dabei meist übersehen worden,
daß die Identität nicht gegeben ist, sondern im synthetischen
Prozeß der Erkenntnis erst erzeugt wird. Kant stellte die
Identität als Prinzip des analytischen Urteils auf; aber sie
ist Prinzip der Analysis nur, weil sie der eigentlichste
Ausdruck der Synthesis ist, auf welche die Analysis bloß
als ihre Umkehrung zurückweist.
2. Die Keihe einfacher Identitätssetzungen, und zwar
in qualitativer Beziehung zu einander, also die Setzung
des qualitativ Andern zum Einen, oder der Verschieden¬
heit, Mehrerleiheit, entsprechend der quantitativen Mehrheit.
3. Die Wiedervereinigung des Verschiedenen in der
höheren Identität der Gattung. Das Unterschiedene ist in
bestimmter Hinsicht unterschieden, also unter dem höheren