Full text: Über die Freiheit

müssigen Teil, des Teils, der schon unter den harten 
Gesetzen der Gesellschaft leidet, an den Teil, den 
das Schicksal und die Einrichtungen begünstigt ha¬ 
ben. Man kann sich nicht ohne Mitleid diesen Kampf 
des Elends gegen den Geiz vorstellen. Der Arme 
wird durch seine und seiner Familie Nöte bedrängt, 
setzt seine einzige Hoffnung auf die Arbeit und 
kann keinen Augenblick innehalten, ohne dass sein 
und seiner Angehörigen Leben bedroht wird. Der 
Reiche ist bereits mächtig wegen seines Reichtums 
und deswegen, weil er seinen Gegner unterjochen 
kann, indem er ihn von der Arbeit, seiner einzigen 
Hilfsquelle, aussperrt; er ist ausserdem mit drücken¬ 
den Gesetzen bewaffnet, welche die Löhne ohne 
Rücksicht auf die Umstände, die Geschicklichkeit 
und den Eifer des Arbeiters festsetzen. Man halte 
diese Festsetzung ja nicht für nötig, um den über¬ 
triebenen Forderungen und der Verteuerung der 
Handarbeit Einhalt zu gebieten. Die Armut ist be¬ 
scheiden in ihren Bitten. Hat der Arbeiter nicht hin¬ 
ter sich den Hunger, der ihn bedrängt, der ihm 
kaum einen Augenblick lässt, seine Rechte zu er¬ 
örtern, und der ihn nur zu oft geneigt macht, seine 
Zeit und seine Kräfte unter ihrem Wert zu verkau¬ 
fen? Drückt der Wettbewerb den Arbeitslohn nicht 
auf den niedrigsten Ansatz hinunter, welcher über¬ 
haupt mit dem Lebensunterhalt vereinbar ist? Bei 
den Athenern entsprach der Lohn eines Taglöhners 
wie bei uns der Nahrung für vier Menschen. Wozu 
denn Vorschriften, wenn doch die Natur der Dinge 
das Gesetz ohne Druck und Gewalt aufstellt? 
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