Full text: Über die Freiheit

Von der Freiheit des Altertums, verglichen 
mit der Freiheit der Gegenwart 
Meine Herren, 
ich beabsichtige, Ihnen einige Kennzeichen zweier 
Arten von Freiheit vorzulegen, deren Unterschiede 
bis jetzt gar nicht oder doch wenig bemerkt worden 
sind. Die eine Freiheit auszuüben war den alten Völ¬ 
kern, die andere zu geniessen ist den modernen Na¬ 
tionen ein Bedürfnis. Diese Verschiedenheiten zu 
untersuchen, wird, wenn ich mich nicht täusche, in 
doppelter Hinsicht aufschlussreich sein. 
Einmal hat die Verwechslung dieser beiden Frei¬ 
heitsformen während der allzu berühmten Epoche 
unserer Revolution sehr viel Unheil verursacht. 
Frankreich wurde mit unnützen Versuchen ermüdet; 
aufgebracht wegen ihrer Misserfolge, wollten die 
Urheber das Land zwingen, das zu geniessen, was es 
nicht wünschte, und enthielten ihm das vor, was 
es verlangte. 
In zweiter Linie, da unsere glückliche Revolution 
(ich nenne sie glücklich, trotz ihrer Auswüchse, weil 
ich ihre Ergebnisse betrachte) uns dazu geführt hat, 
die Wohltaten einer repräsentativen Regierung zu 
geniessen, ist es für uns wissenswert zu untersuchen, 
weshalb diese Regierungsform, die einzige, in deren 
Schutz wir heute einige Freiheit und einige Ruhe 
finden können, den freien Völkern des Altertums 
vollständig unbekannt war. 
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