sich der Opposition anschliesst.» «Gerade so fasse
ich es auf,» erwiderte der König.
Doch er hatte nicht mehr lange zu streiten. Sein
zweiter Versuch, in die Akademie auf genommen zu
werden, misslang. Dass ihm ein unbedeutender Er¬
zähler vorgezogen wurde, erschütterte ihn, und ein
Misserfolg in der Kammer verdoppelte die schlimme
Wirkung. Seine Kräfte zerfielen rasch; am 8. De¬
zember starb er. Unter Anteilnahme einer riesigen
Menge ging die Bestattung vor sich. Ein endlos
langer Leichenzug bewegte sich durch die schwarz
beflaggten Strassen. Plötzlich stockte die Spitze.
Studenten versuchten, den Sarg ins Pantheon zu
entführen. Doch die Polizei griff ein, unterhandelte,
der Zug ging weiter zum Friedhof Père Lachaise, wo
die Feierlichkeit erst in der Nacht ihr Ende fand.
2!- Sr #
Dieser im Persönlichen entschlussunfähige Mensch,
dessen Leben von vielen Wechselfällen erfüllt ist,
Liebhaber mehrerer Frauen, unverbesserlicher Spie¬
ler, Zweikämpfer — er hat zwanzig Duelle ausge-
fochten —, war imstande, eine geschlossene politi¬
sche Lehre zu schaffen. Das mutet unwirklich an,
erklärt sich indessen aus seiner Veranlagung. In allen
Stürmen der Leidenschaft, während des verzweifelt¬
sten Schwankens vor einem zu fällenden Entscheid
betrachtete und beurteilte er sich rücksichtslos, fast
als untersuche er nicht sich selber, sondern einen
Fremden. Seine Tagebücher und seine Briefe, wie
auch sein Roman «Adolphe» legen Zeugnis ab von
einer unerbittlichen Selbsterkenntnis. Diese Schärfe
2 Constant, Freiheit
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