Full text: Über die Freiheit

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Mir scheint, dass Montesquieu, wie die meisten poli¬ 
tischen Schriftsteller, zwei Dinge verwechselt hat: die 
Freiheit und den Schutz der Freiheit. Die persönlichen 
Rechte machen die Freiheit, die gesellschaftlichen ihren 
Schutz aus. Die Lehre von der Volkssouveränität ist 
als ein Grundsatz der Freiheit aufgefasst worden; sie 
ist aber ein Grundsatz des Schutzes, Sie soll verhin¬ 
dern, dass sich ein Einzelner der Gewalt bemächtigt, 
die ausschliesslich der gesamten Gesellschaft zugehört; 
über das Wesen und die Grenzen dieser Gewalt legt 
sie jedoch nichts fest. 
Die Regel Montesquieus, nach der die Einzelnen das 
Recht haben, all das zu tun, was die Gesetze erlauben, 
ist ebenfalls ein Grundsatz des Schutzes. Sie bedeutet, 
dass niemand das Recht hat, Taten eines Andern zu 
verhindern, welche die Gesetze nicht untersagen; aber 
sie erläutert nicht, was die Gesetze verbieten dürfen 
und was nicht. Nun, eben darin beruht die Freiheit. 
Die Freiheit ist nichts anderes, als was die Einzelnen 
das Recht haben zu tun und was die Gesellschaft das 
Recht nicht hat zu verhindern. 
67 Thomas Hobbes: (1588—1679), Philosoph. Seine Staats¬ 
lehre ist niedergelegt in «Leviathan». 
7S Über die persönlichen Rechte 
«Cours de politique constitutionnelle», Band 1, S. 306 
ff. vgl. Anmerkung zu S. 61. 
77 Der englische Schriftsteller: Jeremy Bentham (1748— 
1832), Philosoph und Jurist. 
80 1793: Schreckenszeit der Französischen Revolution, 
1792—1794. 
81 Ludwig XL: Französischer König 1461—1483, Führer 
der Armagnaken 1444, «Besieger» Karls des Kühnen 
von Burgund, entschlossener Förderer der Monarchie. 
81 Richard UL: Englischer König 1483—1483, Gewalt¬ 
herrscher, Mörder seiner Neffen. 
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