Anstrengungen des Geistes, und starre Glaubenssätze
berücksichtigen weder die eine noch den anedrn.
Nur dann gibt es wirklich Religion, nur dann ist
sie heilsam und übt denjenigen Einfluss aus, den sie
ausüben muss, wenn sie mit allen unsern Fähigkeiten
übereinstimmt und hinter keiner unserer Erkennt¬
nisse zurückbleibt. Unter jeder andern Annahme er¬
heben sich diese Fähigkeiten, die sie unterdrücken
will, und diese Kenntnisse, die sie von sich weist,
und vereinigen sich, um sich zu rächen und sie zu
vernichten.
Wenn man eine Lehre, die aus der Zeit stammt,
wo die Menschen nichts von den physikalischen Ge¬
setzen wussten, unverändert beibehalten will, macht
man alle auf diese Gesetze bezüglichen Entdeckun¬
gen zuWidersachern dieser Lehre. Je mehr die stoff¬
liche Welt bekannt wird, desto mehr wird die vor
der Kenntnis dieser stofflichen Welt gestiftete Re¬
ligion erschüttert. Ist es nötig, dass wir an die Vor¬
teile erinnern, welche die Ungläubigen aus der Phy¬
sik und der Astronomie der Bibel gezogen haben?
Ebenso verhält es sich, wenn sich die Sittlichkeit
verbessert und die Sitten verfeinert haben und man
trotzdem in der Religion die Riten und Gebräuche
fortsetzen will, die vor dieser Verbesserung und Ver¬
feinerung bestanden haben. Muss sich dann nicht
ein Streit erheben, und werden die Gottesdienste,
wenn sie sich auch anfänglich dank äusserem Bei¬
stand behaupten können, aus diesem Streit anders
als missachtet und verrufen hervorgehen?
Wenn die Grenzen, die wir uns gezogen haben,
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